Armenien - ein Land so groß wie Brandenburg

Liebe Abenteurer:innen,

willkommen zu unserem vierten Bericht auf unserer Reise nach Australien. In unserer vierten Woche befinden wir uns in Armenien, einem Land, das heutzutage in etwa so groß ist wie das deutsche Bundesland Brandenburg. Mit circa 3 Millionen Einwohner:innen nennen allerdings nur ca. 500.000 Menschen mehr Armenien ihre Heimat, als das in Brandenburg der Fall ist.

Armenien ist ein Gebirgsland – etwa 90% des Landes liegen über 1.000 Meter über dem Meeresspiegel. Die Geschichte Armeniens ist geprägt von vielerlei Kriegen, auch aktuell gibt es immer wieder Auseinandersetzungen mit Aserbaidschan in dem Gebiet um die Region Bergkarabach.

Die Grenzen von Armenien und Aserbaidschan sowie die Grenzen in Richtung der Türkei sind geschlossen. Ein- und Ausreisen sind daher nur von Seiten des Irans oder Georgiens möglich. Während unseres Aufenthalts bekommen wir jedoch nichts von den Unruhen mit.

Nachdem wir einen Morgen kurz hinter der Grenze bei wunderschöner Aussicht auf das Gebirge verbracht haben, reisen wir weiter nach Jerewan, auch Erewan genannt.

Die Stadt zählt zu den ältesten Städten der Welt und wird heutzutage von etwa einem Drittel der armenischen Bevölkerung bewohnt.

In der Nähe von Jerewan besichtigen wir den Tempel von Garni, bevor es in die Stadt geht. Der Tempel stammt schätzungsweise aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. und wurde im Laufe der Jahrhunderte so zerstört, dass noch unklar ist, was sein ursprünglicher Zweck bzw. der Anlass seiner Errichtung einmal war.

Die gefundenen Trümmerstücke wurden wie ein Puzzle wieder zusammengesetzt und mit fehlenden Stücken ergänzt.

Nach der Besichtigung des Tempels und eines Klosters geht es in das Stadtzentrum von Jerewan. Eine Attraktion sind hier die Kaskaden, in denen sich Museen und Ausstellungen befinden. Auch auf dem davor liegenden Platz sind diverse hochwertige Skulpturen aufgereiht, die von Sicherheitspersonal beaufsichtigt werden.

Armenien ist bekannt für Cognac bzw. armenischen Weinbrand oder Brandy. Daher besuchen wir die Produktionsstätte des Ararat Brandy‘s, die von Schauspieler:innen wie George Clooney, diverse Präsident:innen und weiteren wichtigen Persönlichkeiten besucht wurde.

Am Ende der Führung durch das dortige Museum bekommen wir drei Brandys zum Verköstigen. Hier werden wir für die drei Stufen sensibilisiert. Auf die Geruchsnote folgt…

…die Farbnote…

…und die Tränen- bzw. Schlieren Bildung durch das Schwenken der Gläser. Und am Ende folgt natürlich ein Geschmackstest.

Aus Jerewan reisen wir weiter in Richtung des Sevan Sees, der einzige See in Armenien. Dafür prunkt er mit seiner Länge von 78 km (längste Stelle) und einer maximalen Breite von 56 km.

Damit ist er zwar oberflächlich größer als der Gardasee, jedoch ist er mit der maximalen Tiefe von 79 m bedeutend flacher und hat daher ein deutlich kleineres Volumen. Einen tollen Blick bietet er uns aber allemal!

Unser nächster Stopp ist eine alte Karawanserei in der früher die Händler der Seidenstraße gemeinsam mit ihren Tieren Rast gemacht haben. Der Ausblick von hier ist heute immer noch wunderschön.

Wir fahren weiter zu einer der größten Seilbahnen der Welt mit durchgängigem Tragseil. Die Fahrt über eine Distanz von ca. 5,75 km dauert etwa elf Minuten und bietet uns einen unvergesslichen Ausblick auf das darunterliegende Tal.

Auf dem Weg liegt dorthin passieren wir ein Observatorium, „Carahunge“, auch armenisches Stonehenge genannt. Die hier aufgereihten Steine sind alle mit einem Loch versehen, durch das vermutlich die Sterne beobachtet wurden.

Durch einen der Steine ist die Sonne an nur einem Tag im Jahr zu sehen. Die genauen Beweggründe für das Errichten dieses Observatoriums sind bis dato jedoch noch nicht vollständig erforscht.

Unterwegs besichtigen wir immer wieder verschiedene Kloster und Kirchen. Eine Gemeinsamkeit sind die vielen Kreuzsteine, die mit ihren filigranen, in Stein gemeißelten Mustern eine wahre Handwerkskunst darstellen. Jeder Stein erzählt mit seinen individuellen Mustern eine eigene Geschichte.

Bevor wir an unserem letzten Stopp in Armenien ankommen, besuchen einige von uns noch die Höhlen der sogenannten „Devil‘s Bridge“.

Wer mutig und trittsicher genug ist durch das Wasser zu waten findet hier farbenfrohe Steinformationen, über die das natürliche Quellwasser in unterschiedlichen Temperaturen fließt.

Am Abend erreichen wir unseren letzten Stellplatz in Armenien und verabschieden uns von unserem Guide Diran. Wir trinken die letzten Flaschen Wein, Bier und Schnaps, die wir vor der Einreise in den Iran aus unseren Wohnmobilen entsorgen müssen, denn im Iran ist Alkohol verboten.

Während der Einreise in den Iran am nächsten Morgen ist Geduld gefragt. Insgesamt verbringen wir etwa achteinhalb Stunden an dem Grenzübergang. Die Papiere aller Passagiere und des Autos werden gründlich geprüft, die Carnets de Passage gestempelt und die Motornummern geprüft.

Was ausbleibt ist die gründliche Kontrolle des Innenraums, hier wird verhältnismäßig oberflächlich in den ein oder anderen Schrank oder Kühlschrank geschaut – das haben einige unserer Mitreisenden auf vorherigen Reisen schon anders erlebt.

Für alle Frauen heißt es ab der Grenze: Kopftuch auf und lange Kleidung tragen, Hände und Füße dürfen zu sehen sein. Das wird in den kommenden drei Wochen für alle eine Umstellung sein. Bei den Männern wird zwar ein T-Shirt geduldet, lange Hosen müssen aber dennoch sein.

Nach der langen Wartezeit reisen wir entlang des Grenzgebiets bis zu unserem ersten Stellplatz. Welche Abenteuer uns in den kommenden drei Wochen im Iran erwarten, werdet ihr in unseren nächsten Berichten lesen können.

Bis dahin schicken wir euch sonnige Grüße,

Euer Team Jörn, Su, Andrew, Felix und Liv