Von Gastfreundschaft, jahrtausendealter Architektur und 1001 Nacht

Liebe Abenteurer:innen,

wir befinden uns zu Beginn dieses Reiseberichts in Esfahan, Iran.

Die Stadt wirkt sehr modern und hat viele schöne Monumente zu bieten. Von unserem Stellplatz in einem kleinen Fußballstadion können wir die Stadt bequem zu Fuß entdecken.

Entlang einer schönen Fußgängerzone mit vielen Geschäften und Lokalen laufen wir bis zur 33-Bögen-Brücke, die besonders bei Nacht eindrucksvoll anzuschauen ist.

Auch am nächsten Tag spazieren wir durch die Stadt zu einem kleinen Feuertempel und dem sogenannten „Tempel der Vierzig Säulen“ (Chehel Sotoun), dessen Deckenverzierung an die Märchen aus 1001 Nacht erinnert.

Wer hier am Abend noch Lust hat sich unter Menschen zu mischen, geht zu einem der größten Plätze der Welt, der Naqsch-e Dschahan und kann hier beispielsweise picknicken, oder einfach das Menschentreiben beobachten.

Die Mitte des Platzes ziert ein Brunnen samt Wasserbecken, während sich drum herum ein Bazar erstreckt, der alle Handwerkskünste zu bieten hat und insgesamt drei verschiedene Moscheen beherbergt.

Von Esfahan fahren wir nach Chak-Chak, ein winziges Pilgerdorf, das an einer Felswand errichtet wurde. In den Felsen ist ein kleiner Tempel eingebaut, in dessen Zentrum traditionelle Feuerzeremonien des Zoroastrismus (eine Religion, die auf den indo-iranischen Traditionen basiert) abgehalten werden.

Auf dem Weg zu unserem nächsten Stellplatz in Yazd halten wir bei dem größten Badgir, d.h. Windturm des Irans, der im Dolat Abad Garten steht. Bei den Windtürmen handelt es sich in etwa um analoge Klimaanlagen, die Teil der traditionell persischen Architektur sind.

Neben seiner schlauen Funktion beeindruckt uns auch die Fensterkunst, deren bunte Blumen im Sonnenschein besonders schön schimmern.

In Yazd angekommen, besichtigen wir erst einmal den Stadtkern. Aufgrund seiner einmaligen traditionellen Lehm- und Rohziegel-Architektur wurde dieser im Jahr 2017 in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.

Eine noch viel ältere Architektur dürfen wir kurz darauf in Persepolis bestaunen. Die „Stadt der Perser“ (übersetzt aus dem Griechischen) wurde gegen 500 v. Chr. auf einem Hügel errichtet. Heute sind noch die Reste der Palast-Anlage, die mit Blick auf die damalige Stadt errichtet wurde, zugänglich.

Die tonnenschweren Steine zeigen diverse Ornamente und Figuren, die von internationalen Länderbeziehungen und Königsgeschenken erzählen. Auf manchen Säulen sind auch anmutige Fabelwesen abgebildet, die eine Mischung aus Tier und Mensch darstellen.

Über Shiraz fahren wir weiter in Richtung eines ehemaligen Salzsees. Was sowohl auf online Karten als auch im Netz nicht direkt erkennbar ist: die kilometerweite Fläche ist schon lange ausgetrocknet. Auf dem trockenen Salzboden kann nun stundenlang spaziert werden…

…oder eine Ziegenherde getrieben werden.

Langsam nähren wir uns der pakistanischen Grenze. Doch bevor wir die Grenze erreichen und einige Tage im Konvoy fahren müssen, bleiben uns noch ein paar Nächte in den iranischen Städten – darunter Kerman und Bam. Hier genießen wir ein gemeinsames iranisches Essen, probieren die saftigsten Datteln, die wir je gegessen haben und decken uns mit Vorräten ein.

Außerdem besichtigen wir die wiederaufgebaute Zitadelle Arg-é-Bam. Sie wurde bei einem schweren Erdbeben im Jahr 2003 mit 30.000 bis 40.000 Toten zerstört und daher im Folgejahr nicht nur als UNESCO Weltkulturerbe sondern auch auf die rote Liste des gefährdeten Welterbes aufgenommen.

Nach drei Wochen müssen wir uns von dem extrem gastfreundlichen und schönen Iran verabschieden. Selbst am letzten Abend werden wir vom lokalen Tourismus-Vorsitzenden willkommen geheißen und befragt, was getan werden kann, um den Iran reisefreundlicher für Touristen zu machen.

Wie selbstverständlich lädt uns der Besitzer des Stellplatzes zu sich privat ein, sollten wir vorziehen dort zu schlafen. Sirous, unser iranischer Guide, erklärt uns erneut, dass sich die Menschen unglaublich freuen über die wenigen Touristen, die sie im Jahr sehen. Je weiter die Herkunft eines Gastes liegt, umso herzlicher wird er/sie empfangen.

Wir verlassen den Iran mit seiner trockenen und doch wunderschönen, großflächigen Landschaft und den belebten Städten. Auch wenn wir viel gesehen und viele Eindrücke gesammelt haben, bleibt das Gefühl und das Wissen, nicht alles entdeckt zu haben.

Wir stellen wieder einmal fest: Die beste Art ein Land wirklich kennenzulernen ist hindurchzufahren und sich ein eigenes Bild über die Kultur und Menschen zu machen.

Insgesamt haben wir von Istanbul bis zur pakistanischen Grenze bereits etwa 11.000 km Strecke hinter uns gebracht und vier Länder bereist. Vor uns liegt noch etwa viermal so viel Strecke und weitere dreizehn Länder – und die Freude auf all die Abenteuer wächst weiter!

Wir melden uns das nächste Mal aus Pakistan. Bis dahin schicken wir euch viele Grüße!

Euer Team Jörn, Su, Felix und Liv