Vom herbstlichen Hunzatal über den Babusar Pass und Lahore

Liebe Abenteuer:innen,

in unserem letzten Bericht habt ihr von unsere Reise durch Pakistan bis in den Norden zum Hunza Tal gelesen. Wir stehen für ganze vier Tage und fünf Nächte in dem schönen Tal und unternehmen mehrere Ausflüge mit Jeeps von unserem Stellplatz aus.

Das Wetter spielt uns zunächst in die Karten und ermöglicht uns, am Morgen nach unserer Ankunft auf den Khunjerab Pass bis zum höchsten offiziellen Grenzübergang der Welt zu fahren. Auf dem Weg dorthin finden wir uns plötzlich zwischen bunten Bäumen wieder und realisieren zum ersten Mal seit Wochen, welche Jahreszeit wir gerade haben. Die tatsächliche Grenze zwischen China und Pakistan liegt auf etwa 4.700 m über dem Meeresspiegel, zwischen schneebedeckten Gipfeln und Gletschern.

Einen weiteren Ausflug machen wir nach einem Ruhetag zum Dorf Shimshal, das erst seit 2003 mit dem Auto zugänglich ist. Die Straße zu dem entlegenen Dorf führt entlang von Berghängen über kleine Brücken, von denen wir nie gedacht hätten, dass sie für Autos gebaut wurden.

Wir sind froh, dass uns lediglich Motorradfahrer und ein Fahrradfahrer entgegenkommen, denn ein zweites Auto würde nicht ohne kilometerweites zurückmanövrieren an uns vorbei passen – diese Route ist definitiv nichts für schwache Nerven!

Am Ende der spektakulären Strecke finden wir uns in einem kleinen Dorf wieder, das sich weitgehend selbst versorgt. Ein Minimum an Elektrizität und einen winzigen Kiosk gibt es zwar mittlerweile in dem Dorf, doch das Essen wird hier maßgeblich von eigener Hand erarbeitet. Trotz der Lage (oder gerade deshalb) finden immer wieder Touristen nach Shimshal und besteigen die umliegenden Gipfel mit der Hilfe von Sherpas.

Wir selbst wandern am nächsten Tag nur ein kurzes Stück hinauf zu dem Gletscher, an dem wir auf dem Weg nach Shimshal vorbeigefahren sind.

Am letzten Tag im Hunzatal besichtigen wir das älteste Haus des Dorfes, das etwa 900 Jahre alt ist.

Von dort aus läuft ein Teil der Gruppe knapp 1.600 Stufen hinauf zum Ondra Gipfel, den Weg Ondra Poygah („Stufe“ auf Wakhi).

Auf der anderen Seite des Gipfels besuchen wir eine Schule der Gemeinde, in der Kinder bereits mit wenigen Wochen (zunächst spielerisch) unterrichtet werden.

Nach einer Vorführung der 2-3-jährigen und ihrer Mütter empfängt uns die Familie unseren Guides Karim mit selbstgekochten lokalen Spezialitäten: Yakfleisch, Kartoffeln und Spinat, Reis und Chapati (Brot), das wahlweise mit Aprikosenkernöl gegessen werden kann. Ein echtes Erlebnis!

Am letzten Abend spielt uns eine Gruppe Musiker traditionelle pakistanische Musik vor. Gemeinsam lauschen wir den Klängen der Flöten, Trommeln und dem Gesang und probieren die rhythmischen Bewegungen während eines Tanzes nachzuempfinden.

Mit einer Mischung aus Wehmut und Vorfreude auf das nächste Abenteuer verlassen wir das Hunzatal mit seiner atemberaubenden Natur in Richtung Süden und machen uns auf den Weg Richtung Indien. Wir können den 2015 gebauten Babusar Pass befahren, der auf dem Hinweg zum Hunzatal noch aufgrund von Schnee gesperrt war. Die Serpentinen führen uns erneut auf eine Höhe von knapp 4.200 Metern – eine wunderbare Aussicht!

Die Straße ist zwar erst vor wenigen Jahren errichtet worden, doch unterwegs müssen wir immer wieder durch tiefe Pfützen fahren und den herausragenden Bewehrungseisen ausweichen, die drohen, in die Reifen zu stechen. Unterwegs finden sich immer wieder kleine Restaurants, die in den Bergbächen aufgebaut wurden.

Das letzte Stück unserer Strecke nach Lahore führt wieder über die gut ausgebaute Autobahn. In der Millionenstadt angekommen, bekommen wir wieder tropisches feucht-warmes Klima zu spüren. Hier stehen wir zwei Nächte und besichtigen die Badshahi-Moschee, die aus Sandstein erbaut wurde. Sie ist die zweitgrößte Moschee Pakistans, bis 1986 war sie die größte Moschee der Welt. Sie wurde zwischen 1671 und 1673 erbaut und gehört zu den Bauwerken der Mogul-Architektur (wie auch der Taj Mahal).

Nach drei Wochen, die mal wieder unglaublich schnell vergangen sind, verlassen wir Pakistan und reisen über den einzigen offiziellen Grenzübergang nach Indien ein. Welches Spektakel sich hier jeden Tag zwischen Pakistan und Indien abspielt, erzählen wir euch in unserem nächsten Bericht.

Bis bald, Euer Team

Su, Jörn, Felix und Liv