Tadschikistan, ein Feuerwerk der Gastfreundschaft

Liebe Abenteurer,

mittlerweile haben wir das Pamir-Gebirge verlassen und sind in Usbekistan eingereist. Da auf Grund des Gipfeltreffens der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in Samarkand die Grenze, die wir eigentlich überqueren wollten, vorübergehend geschlossen wurde, sind wir über die einzige noch geöffnete Grenze bei Buston eingereist. Man muss halt flexibel sein, unsere Abenteurer sind es zum Glück.

Vielen Dank dafür!

Die letzte schwierige Pamir-Etappe verlangt uns alles ab. Wir benötigen für 90 Kilometer über vier Stunden. Ein Anstieg ist besonders knifflig. Eigentlich müsste man beherzt aufs Gaspedal treten, dann würde man aber unmittelbar in den stufenartigen Bodenwellen enden.

Da man nicht einsehen kann, ob Gegenverkehr kommt, helfen wir uns kurzerhand. Letztendlich sind alle heil oben angekommen.

Der 09. September ist der Unabhängigkeitstag von Tadschikistan. Vor 31 Jahren wurde Tadschikistan nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion unabhängig, was jährlich groß gefeiert wird. Überall wird mit Blumen geschmückt und jeder putzt sich fein raus.

Nach dem Staub im Pamir-Gebirge ist in Duschanbe eine komplette kollektive Großreinigung angesagt. Der Staub sitzt in jeder Ritze und wird immer wieder aufgewirbelt. Die Wohnmobile werden also erstmal von innen und außen auf Hochglanz gebracht.

Und wieder entpuppt sich ein Übernachtungsplatz kurz vor der Grenze als kleines Juwel. Wir stehen kaum am endgültigen Platz, schon bekommen wir von den Anwohnern Besuch und erneut finden wahrhaftige Völkerwanderungen in unseren Wohnmobilen statt.

Unsere Ankunft spricht sich bis zum Bürgermeister rum und der organisiert spontan eine Besichtigung des Palastes, der gleichzeitig als Schauspielhaus fungiert.

Wir dürfen für unser Meeting und einen kleinen Umtrunk Räumlichkeiten neben unserem Stellplatz nutzen. Plötzlich wird groß aufgefahren. Zuerst kommen Wasserflaschen, dann Obst und zu guter Letzt auch noch Fleisch mit Kartoffeln und Salat.

Am nächsten Morgen wird uns auch noch ein Frühstück gereicht. Wir mögen uns gar nicht ausdenken, was uns geboten worden wäre, wenn man uns erwartet hätte.

Hatten wir uns bei der Einreise noch erfolgreich gegen ein Eskortieren gewährt, wurde bei der Ausreise auf eine Begleitung zur Grenze bestanden. Insgesamt haben wir den Grenzübertritt, der für lange Wartezeiten bekannt ist und wo auch schon mal im Niemandsland zwischen den Grenzposten übernachtet werden muss, keine drei Stunden benötigt. Wir freuen uns über den gewonnenen Tag und fahren spontan nach Taschkent durch.

Wir verbringen einen Tag am Aydarkul-See, ein unbeabsichtigtes Nebenprodukt sowjetischer Planung. Auf dem Weg dorthin sind wir für unsere Pamir-Erfahrung dankbar.

Die Einheimischen kennen bessere Wege zum Stellplatz als das Navigationsgerät und führen einige Abenteurer sicher ans Ziel. Am See findet dann noch ein Austausch auf Usbekisch/Schweizerisch statt. Es ist verwunderlich, aber es findet tatsächlich immer eine aussagekräftige Verständigung statt.

Und die nächste nette Begegnung: Wir überlegen oft, was wohl die Hirten über uns denken. Auch dieser Schäfer war sehr an uns interessiert und wer wollte, durfte sogar auf seinem Esel reiten. Das ließen wir uns selbstredend nicht zweimal sagen!

Wir dürfen wieder zwei Geburtstage feiern. Der Morgen beginnt mit einem kleinem Geburtstagstanz zur Musik von Udo Jürgens. 

Mittags wird natürlich noch auf die Geburtstagskinder angestoßen. Für das leibliche Wohl ist auch ausreichend gesorgt.

Und fleißige Hände haben erneut für köstlichen Kuchen und Apfelstrudel gesorgt. Wenn man bedenkt, unter welchen erschwerten Bedingungen in den Wohnmobilen gebacken wird, hat man noch größeren Respekt vor den Bäckerinnen.

Selten stehen die Fahrzeuge absolut gerade und die Kuchen müssen daher alle 5 Minuten gedreht werden. Und wer hätte gedacht, dass es möglich ist, einen Apfelstrudel beim Campen zu fertigen. Hut ab für alle Mitwirkenden!

In Nurota besichtigen wir die heiligen Quellen und die sie umgebenden sakralen Gebäuden, die ein Wallfahrtszentrum sind.

Die Kuppelmoschee stammt aus dem 10. Jahrhundert und gibt uns schon mal einen Vorgeschmack auf die Sehenswürdigkeiten, die uns in Samarkand und Buchara erwarten.

Während das Wasser der heiligen Quellen getrunken werden darf, sind die Fische tabu. Sie dürfen gefüttert, jedoch nicht gegessen werden. Andernfalls – so der Aberglaube – stirbt man oder bekommt schlimme Krankheiten wie Lepra.

Wir besuchen eine einheimische Familie und dürfen sogar im Dorf übernachten. Hier können wir uns ein authentisches Bild von der Lebensweise der Dorfbevölkerung machen.

Die Nachbarn backen iihr Brot noch auf traditionelle Art. Hierbei wird der Teig, der im Übrigen nur sehr wenig Hefe enthält, an die Wand eines aus Lehm und Stroh gebauten Ofens gebacken. Wir dürfen bei der Herstellung zusehen und das frische, köstliche Brot probieren.

Wir werden herzlich empfangen und bewundern den schön angelegten Garten. In gemütlicher Runde verkosten wir selbstgebackenen Kuchen und Obst aus eigenem Anbau. Abends wird natürlich Plov gekocht. Mittlerweile sind wir Spezialisten geworden und kennen uns mit der Zubereitung aus.

Das Brot der Nachbarn darf dazu natürlich nicht fehlen. Wir sitzen wieder an der langen Tafel und genießen die harmonische gemeinsame Zeit.

Um einmal den Alltag der Abenteurer zu dokumentieren, haben wir ein Foto, das anlässlich einer Fahrpause entstanden ist, ausgewählt. Das Foto kann durchaus für sich stehen und bedarf keiner weiteren Kommentierung, außer vielleicht: ‘Kochen mit Aussicht‘!

Das Foto der Woche zeigt ein Beispiel, wie viel Spaß unsere Abenteurer beim Fahren haben, egal wie die Straßenverhältnisse sind. Das Foto ist im Pamir-Gebirge entstanden und zeigt Dieter in Aktion. Ein schöner Moment, auch für die Fotografen.

Zum Abschluss wieder ein Foto aus der Rubrik ‚Die Schwerkraft ersetzt die Ladungssicherung‘. Es war gar nicht so einfach, sich für eines der vielen Beispiele zu entscheiden. Es werden sogar ganze Wohnungsumzüge auf dem Dach durchgeführt.

Nun sind wir durch alle uns zugänglichen zentralasiatischen Länder gereist und möchten im nächsten Bericht einen kleinen Überblick über unsere Erfahrungen vermitteln. Bis dahin verabschieden sich:

Dima, Tsyren und Ines