Saudi-Arabien – irgendwie ähnlich und doch ganz anders als der Oman

Salam aleikum liebe Mitreisende (Friede mit Euch),

diese Begrüßung ist sehr wichtig im arabischen Raum, doch das andere arabische Wort inshallah (so Gott will) gewinnt in Saudi-Arabien sehr an Bedeutung.

Riad zeigt uns gleich, wie anders es hier ist und wie viel schwieriger. Das Wasser kommt nicht wie versprochen – inshallah. Der Jeep-Ausflug stellt sich als viel, viel teurer als erwartet raus und wäre auch viel zu spät – inshallah. So fällt die gewonnene Lockerheit aus dem Oman schnell ab. Andere Länder, andere Sitten.

Irgendwie geht es aber dann doch immer wieder – das Wasser fließt per Schlauch von einem der Nachbarhäuser zu unseren Wohnmobilen. So kommen dann doch noch alle, wenn auch verspätet, zum kostbaren Nass.

(P.S.: Die zwei Fahrzeuge, welche über Abu Dhabi in die Werkstatt gefahren sind, haben den Heimweg zur Gruppe wieder gefunden 😊)

„KSA“ ist die Abkürzung für „Königreich Saudi-Arabien“.

Der Geburtsort des heutigen Königreiches Saudi-Arabiens liegt umgeben der Großstadt Riad in Diriya. Hier lebte und wirkte die Familie Saud, die Gründerfamilie. Besichtigen kann man in Diriya, der ehemaligen Hauptstadt der Region, die damalige Palastanlage und die Häuser der Angestellten der Familie Saud. Die schön restaurierten Gebäude entlang der vielen Gassen kann man zwar nur von außen bewundern, doch die fünf Museen laden ein, sich ein bisschen genauer umzuschauen. Besonders beeindruckt sind wir vom großen Stammbaum der Familie Saud, der auch heute noch königlich weitergeführt wird. Jedes Blatt ist mit einem Namen beschriftet.

Das heutige UNESCO-Weltkulturerbe ist gut besucht und der Stolz der Region.

Riad ist eine relativ junge Hauptstadt. Noch ein kleines unbedeutendes Dorf im 17. Jahrhundert, nun gewachsen zu einer Großstadt mit ca. 4.000 Moscheen und 7,5 Millionen Einwohnern.

Überall finden sich Großbaustellen. Das Königreich verfolgt viele neue Projekte um das Land in eine Neuzeit ohne Erdöl zu führen. Hier in Riad soll unter anderem der Würfel „The Mukaab» entstehen. Ein absolut gigantisches Projekt.

Wir steigen jedoch auf ein älteres Prestige-Objekt: Das Kingdom-Center.

Nachdem wir den unteren Bogen des Gebäudes erreicht haben (hier befindet sich die höchstgelegene Moschee der Welt gemäß Guinnessbuch) fahren wir mit einem weiteren Lift bis zur Aussichtsbrücke. 65m ist die Brücke lang und bietet einen fantastischen Blick auf die Stadt Riad. Durch den Bogen und die Brücke sieht der Tower aus wie ein Flaschenöffner, wie unser Guide Ali das Gebäude gerne bezeichnet.

In der Altstadt von Riad ist viel los. Aufgrund der Gründungsfeier Saudi-Arabiens finden viele Aufführungen und Anlässe statt. Alle sehen sehr festlich aus (bis auf die erwachsenen Frauen, dort dominiert immer noch das überall präsente Schwarz). Die Kinder sind hübsch rausgeputzt, Jungs wie kleine Prinzen oder Sheikhs, Mädchen in farbigen Kleidern mit goldenen Punkten. Gerne unterhalten sie sich mit uns oder lassen sich fotografieren.

Wir genießen die lebhafte Atmosphäre bei der Festung, auf dem Justizplatz und beim Souk, bevor es zurück auf den Stellplatz geht.

Zwei Allradfahrzeuge aus der Gruppe wollen den „Edge of Ammariya“ in der Nähe von Riad anfahren. Es ist nicht klar, ob und wie es geht. Eines der Teamfahrzeuge fährt zur Sicherheit mit. Es geht und es lohnt sich – absolut sehenswert!

In Layla sind die Menschen Touristen noch nicht so gewohnt und so kommt es, dass am Freitag (Sonntag für die Muslime) die Jugendlichen über die Stränge schlagen und nicht mehr wissen, was sich gehört. Ein paar Mitreisende suchen sich daraufhin einen anderen Platz mit mehr Ruhe. Die später Eintreffenden oder weniger Betroffenen kommen jedoch in den Genuss einer Art Entschuldigung. Der Besitzer einer nahegelegenen Farm hat am Rande mitbekommen, was vor sich ging und lädt uns alle ein, bei ihm auf der Farm zu bleiben zum Übernachten und auch für ein spätes Abendessen.

Wir sind begeistert von so viel Gastfreundschaft! Die Menge an Essen so spät (Abendessen ab 21 Uhr) können wir nicht ansatzweise bewältigen, obwohl alles hervorragend schmeckt. Nach dem Essen sind wir so müde, dass kaum noch jemand den Tag im hübschen Zelt ausklingen lassen kann.

Das Frühstück am nächsten Morgen übernimmt der Nachbar unseres Gastgebers. Keine Ahnung, was wir gegessen haben, doch es ist unglaublich lecker! Natürlich auch hier viel zu viel. Ein Dank wird nicht erwartet, das gehört zur arabischen Gastfreundschaft – ein Gast ist selbst schon ein Geschenk. Für uns etwas seltsam, einfach so weiterzuziehen, doch andere Länder …

Unterwegs ist der Weg unspektakulär. Speziell sind die riesigen Heulaster und die immer wieder grünen Inseln in der Wüstengegend. So bald bewässert wird, wächst hier in Mitten des Nichts Tierfutter oder Brotgetreide. Wirkt doch sehr seltsam.

Der Übernachtungsplatz auf dem Weg nach Abha ist umso schöner und lädt ein, die Gegend zu erkunden. Vom nahen Berg hat man einen super Blick über die Wüste.

Abha ist die höchst gelegene Großstadt (ca. 350.000 Einwohner) Saudi-Arabiens. Etwas abseits bei einem kleinen Resort stehen wir von einer hohen Mauer umgeben. Hier werden wir von Adnan abgeholt, unserem lokalen Guide. Mit dem Bus kutschiert er uns zu den lokalen Sehenswürdigkeiten.

Zuerst können wir ein Dorf besichtigen, welches die Gebäude in der traditionellen Bauweise erhalten will. Die Steinplatten zwischen den Lehmziegeln schützen die Wände vor dem hier häufigen Regen. Sehr schön wird das ganze Dorf restauriert als Wohn- und Feriendorf.

Einen Blick werfen wir auf das historische Dorf Al Habala, das vor mehr als 400 Jahren vom Khatani-Stamm errichtet wurde. „Das hängende Dorf“ mit Sandsteinhäusern, die auf einer Bergschlucht errichtet wurden, ist heute nur per Seilbahn erreichbar (momentan geschlossen). Früher benutzten die Bewohner von Al Habala Strickleitern („Habals“), um von dem 300 m tiefen Felsvorsprung hinauf und hinunterzugelangen. Diesen sehr gefährlichen Wohnort hatten sie gewählt, um vor ihren Feinden in Sicherheit zu sein.

Nach dem Besuch des örtlichen Souks mit dem besten Honig der Welt, wollen wir noch den höchsten Punkt Saudi-Arabiens mit ca. 3000 m im Asir-Gebirge anfahren. Mit dem Bus geht es an fruchtbaren Terrassenfeldern vorbei in die Höhe. Das meiste Wasser für die Pflanzen kommt hier nicht vom Regen, sondern vom Nebel. Dieser vermiest uns leider auch etwas die Sicht ins Tal. Doch wir werden entschädigt durch die interessanten und unterhaltsamen Paviane. Unseren Bus wird verschont, doch Autos werden gerne belagert und auch mal mit den Scheibenwischern gespielt.

Der Weg von Abha nach Baha ist atemberaubend. Steil führt der Weg nach unten. Das Überholverbot auf dieser schmalen Bergstraße gilt nur für sehr langsame LKWs. Alle anderen hupen oder schießen einfach so vorbei. Auch wir überholen bald, damit es an den vielen Gastankwagen schneller vorwärts geht.

Eine schöne Landschaft folgt der nächsten. Oben in den Bergen erblicken wir auch immer wieder ein paar Paviane.

Wir können auf eigene Faust das restaurierte Städtchen Thee Ain (Dhi Ayn oder auch Zee Ain) am Berghang besichtigen. Diese Siedlung aus dem achten Jahrhundert besteht aus rund vierzig Häusern und einer Moschee aus poliertem Stein. Durch schmale Wege an vielen imposanten Gebäuden mit den hübschen Türen laufen wir nach oben. Von oben hat man einen guten Blick auf das fruchtbare Tal. Sehr beeindruckend, was sie hier aus Stein erschaffen haben.

Durch etwa dreißig Tunnels und über viele Brücken führt die Passstraße nach Baha, welches auf 2300 m liegt. Durch die vielen LKWs, die sich den steilen Berg hinaufquälen, sind die vierzig Kilometer eine Ewigkeit zum Fahren. Erst nach ca. 90 Minuten erreichen wir unseren schönen Stellplatz. Grüne Bergwelt mit Parkplätzen zwischen den Bäumen. Leider müssen wir morgen schon wieder weiter. Hier wäre es schön gewesen noch zu wandern und einfach nur zu sein.

Unser weiterer Weg nach Taif führt uns durch sanfte und doch wilde Bergwelt. Dazwischen ist immer wieder grüne Landwirtschaft auf Terrassen angelegt. Überall finden sich Ruinen von Steinburgen. Dass diese fruchtbare Gegend heiß begehrt, war bei Eroberern, ist sehr verständlich.

In Taif können wir in einem sehr guten Restaurant ein gemeinsames Essen genießen. Dazu gibt es keinen Alkohol, doch superfeine Fruchtsäfte. Es wird ein gesprächiger und sehr leckerer Abend.

Unser Stellplatz in Taif – was für ein Blick!

Damit hatten wir nicht gerechnet. Auf unserem Weg nach Jeddah folgt eine atemberaubende Bergkette der nächsten. Verschiedene Farben, Formen, Muster – einfach nur berauschend. Nach jeder Kurve könnte man wieder anhalten und Fotos machen. Die Luft ist angenehm kühl und man würde gerne etwas länger verweilen.

Jeddah ist stickig, schwül und heiß. Nun wünscht man sich fast in die Berge zurück. Der Parkplatz am Rande der Stadt ist nicht wirklich schön, doch praktisch und ruhig. Zwei Fahrzeuge kommen sogar in den Genuss von Strom von einem freundlichen Nachbarn.

Aus der Not eine Tugend machen, das haben einige bereits verinnerlicht. So kann die schmale Straße mit den Mauern als Kino umgewandelt werden. Anton schafft es, die Straßenlampen vorübergehend auszuschalten und organisiert Chips und Popcorn. So schauen wir uns einen weiteren Teil der Weihrauchstraße an und bekommen dabei schon einen ersten Blick auf die Stadt Jeddah.

Jeddah liegt am roten Meer und gilt mit seiner Hafenstadt und dem Flughafen als Tor zu Mekka. Die Stadt ist im Umbruch und ein Bauprojekt ist neben dem anderen im Gange. Gegen Mekka dehnt sich die Stadt immer weiter aus, denn jeder möchte näher am heiligen Ort wohnen.

Bei unserer Rundfahrt mit dem Bus sind die meisten von uns von der Altstadt begeistert. Die Gebäude sind zum Teil fast abbruchreif, doch versprühen sie mit ihren Holzkonstruktionen einen einnehmenden Charme. Kein Wunder, dass die Stadt die Häuser nun zum Teil versucht zu retten. „Architekten“ übernehmen Teile der Fassadengestaltung auch bei Neubauten. Richtig zu leben beginnt die Altstadt am Freitag erst nach 16 Uhr. Zuvor stehen die wichtigen Gebete an und alle Läden und Restaurants sind geschlossen. Doch dann pulsiert das Leben.

Wir dürfen hier nach dem Gebet eine Moschee besuchen. In KSA sind Nichtmuslime in Moscheen meist nicht so gern gesehen. Ca. 800 Jahre alt ist diese Anbetungsstätte und kommt noch aus der Zeit vor den Osmanen (kein Halbmond, sondern ein Kreis auf dem Minarett).

Andere hingegen bevorzugen die gegen Abend lebhaft werdende Corniche (Uferstraße). Frauen, Männer und Familien picknicken auf den Rasen, essen Eis und beten auf Teppichen. Die ganze Atmosphäre ist sehr friedlich und sieht nicht viel anders aus als bei uns in den großen Stadtparks im Sommer.

An der Südcorniche befindet sich auch der höchste Springbrunnen der Welt mit gut 300 m Wasser-Fontaine. (Inspiration war der Springbrunnen von Genf/CH, welcher aber nur an die 120 m hat.)

Landschaftlich hat uns die Strecke von Abha bis Jeddah begeistert. So viel Schönes und Abwechslungsreiches mit viel Grün und Landwirtschaft hatten wir nicht erwartet. Gespannt sind wir nun darauf, was uns der Rest von KSA noch bieten wird. Da seid Ihr bestimmt wieder mit dabei. Wir freuen uns auf euch!

Euer Team vor Ort

Werner, Anton, Claudia und Lino (mit Ali 1 und Ali 2)