Jordanien / Irak / Türkei– kein Land wie das andere

Hallo Reisefans – die Heimat ruft, doch noch nicht ganz so laut 😉 Wir haben noch viel Schönes, Interessantes und Spannendes vor uns – eben Abenteuer Touren

Die kurze Zeit zwischen der Oman-Tour und der Rückreise nutzen wir, um ein paar Wüstenschlösser zu besichtigen. Wer nun Schloss Schwanstein im Sand erwartet, wird sehr enttäuscht werden. Diese Rastplätze auf der damaligen Karawanenstrasse sind trotzdem sehr sehenswert und dabei sehr unterschiedlich. Auf unserem Weg liegen ein paar Stationen: Eine Festung, in der auch wichtige Staatsgeschäfte besprochen wurden, ein wunderschön bemaltes Badehaus mit Bodenheizung und eine aus schwarzem Basaltstein errichtete Burg in der auch Laurence von Arabien genächtigt hatte und die mit dicken Steintüren geschlossen werden konnte. Alle auf ihre Art faszinierend.

Vor einer Woche stand hier noch alles einen Meter unter Wasser. Wir können uns hier glücklicherweise im Trockenen zu unserem «Begrüssungsessen» wieder treffen und ein superfeines Essen geniessen.

Bald geht es an und durch die Grenze in den Irak.

Jordanien lässt uns nach zwei Stunden raus und dann beginnt der Papierkrieg mit den Irakern. Bassam, seine Helfer und Werner kämpfen bis spät in die Nacht, bis alle Dokumente beisammen sind. Für uns ist diese Grenzpassage sehr entspannend. Durch die Vorgruppe wussten wir bereits Bescheid, wir übernachten in der Grenze! So können wir es uns vor den Wohnmobilen gemütlich machen und die Sonne geniessen. Das ist auch gut so. Ausruhen in der Nacht ist hier nämlich sehr schwierig. Wenn der Muezzin nicht gerade mit dem Megafon ruft, bellen die etwa 100 Hunde, die sich auf dem Platz nachts zuhause fühlen.

Bis wir endlich aus dem Zollgelände sind, dauert es dann doch noch eine Stunde. Mit Begleitschutz vorneweg passieren wir einen Checkpoint nach dem andern. So einfach hatten wir das gar nicht erwartet. War uns doch der Irak von unserer Hinreise in den Oman noch in lebhafter Erinnerung. Furchtbar schlechte Strassen, unzählige Checkpoints, Konvoi, spätes Ankommen in der Nacht und vor allem die wild fahrenden Verkehrsteilnehmer.

So kommt es, wie es kommen muss. Nach dem Tankstopp folgt einer der letzten grossen Checkpoints. Hier geht’s einfach nicht weiter. Um 16 Uhr eingetroffen müssen wir zusehen, wie die Sonne untergeht. Keine Ahnung, wie lange wir hier noch stehen sollen. Wir warten und warten und überlegen schon, wo wir unsere Wohnis für die Nacht hinstellen sollen.

Das wollen die Beamten nun doch nicht und um 20 Uhr kommt endlich die richtige Person, welche uns die Pässe zurückgibt. Jetzt noch weiter zum Stellplatz. Glücklicherweise hat es nicht viel Verkehr und wir kommen alle sicher am Ufer des Euphrats in Ramadi an.

Am Euphrat dürfen wir auch noch einen Geburtstag angehen. Uwe ist unser letztes Geburtstagskind, dass uns bis zum Schluss begleitet. Gerne stehen alle an, um ihm zu gratulieren.

Wir starten früh in Ramadi. Um 8 Uhr werden wir weiter Richtung Kirkuk begleitet. Sollte es den ganzen Tag gut laufen, wollen wir gleich weiter nach Kurdistan, nach Sulaimania fahren. Der Verkehr nimmt zu, doch dass die Iraker aus einer zweispurigen Strasse eine vierspurige machen können, dass wussten wir bereits und es schreckt uns nicht mehr.

Es läuft super – am Anfang. Dann kommt das ganze ins Stocken und wir warten, ohne zu wissen worauf, erneut mehrere Stunden. Wenn man nur wüsste, wie lange, dann könnte man kochen, arbeiten, lesen, und, und, und. So jedoch ist man immer auf Standby. Das zermürbt. Endlich geht es weiter an vielen Sicherheitsposten vorbei. Circa alle 2 km steht so ein «Fort» am Rande der Strasse oder auf einer Brücke.

Der letzte Checkpoint vor Kirkuk, es ist bereits 17 Uhr, hat es wieder in sich. Unsere Begleitung lässt auf sich warten. Jede Ablösung kann zu Verzögerungen führen, doch diese geht einfach zu lange.

Endlich geht es weiter. Unser holländisches Paar fährt auf eigene Faust weiter Richtung Kurdische Grenze und Heimat. Der Rest bleibt im Konvoi nach Kirkuk. Es wird ja schon wieder Nacht, bevor wir den Platz erreichen. Dieser ist jedoch gross, ruhig und seeeehr sicher. Etwa vier Behörden reissen sich darum, für unsere Sicherheit zu sorgen. Davon bekommen wir jedoch kaum etwas mit. Wir stehen noch zusammen und geniessen einen kleinen Abschiedsumtrunk, den uns Alice und Romina bereiten. Sie wollen morgen schon ganz früh auf kürzestem Weg durch Kurdistan Heimwärts fahren. Schade, wir hätten sie gerne noch etwas länger dabeigehabt.

Kurdistan, wir kommen. Zuerst noch volltanken. Dann noch durch die letzten zwei Checkpoints und das Militär ist weg! Unglaublich wie anders es hier aussieht. Es ist eigentlich nur eine politische Grenze, doch das Land leuchtet grün und alles sieht viel freundlicher aus.

Nun können wir uns wieder freier – noch nicht ganz frei – bewegen. (Checkpoints gibt es auch in Kurdistan und das Tourist-Ministerium macht sich ständig Sorgen um uns.)

Hier hat es moderne riesige Shoppingmalls und Diesel- und Gastankstellen zuhauf. Alles wirkt viel westlicher als der wenige Kilometer entferne Zentralirak.

Die Mall mit Carrefour in Sulaimaniyya lässt kaum Wünsche offen.

Von Sulaimaniyya aus machen wir eine Bustour in das an der Iranischen Grenze gelegene Dorf Halabsche. Dort Im Museum werden wir über die Gräueltaten informiert, die das Regime unter Saddam Hussein an der kurdischen Bevölkerung begangen hatten. Er hat das ganze Dorf 1988 mit Giftgas getötet. Das nur, weil sie nicht an seiner Seite kämpfen wollten.

Eindrücklich wird gezeigt, wie schnell und brutal das erfolgte. Es traf sehr viele Kinder, Frauen und Männer. Mehrköpfige Familien wurden auf einen Schlag ausradiert. Wir sind sehr betroffen. Uns und der Bevölkerung bleibt nur die Hoffnung, dass so etwas nicht wieder passiert.

Doch Kurdistan hat noch Weiteres zu bieten. Wir fahren zum nahen Gebirge und steigen ein paar Treppen zwischen diversen Souvenir- und Süssigkeiten-Shops hoch. Dann stehen wir vor einem kurzen, aber kräftigen Wasserfall. Sein Wasser sprudelt Tag und Nacht in grossen Mengen direkt aus dem Felsen. Woher es kommt? Das wurde noch nicht geklärt.

Nun noch einen Abstecher zum lokalen und nicht touristischen Souk von Sulaimaniyya. Vor allem die Männer kommen absolut begeistert wieder raus. Was es hier an Handwerkerläden gibt! Das war ein sehr interessanter und kurzweiliger Ausflug.

Zum Abschluss des Tages wird wer will noch in ein kurdisches Restaurant geführt. Das Essen ist sehr lecker, die Atmösphare sehr schön und die Bedienung erstklassig. Wir fühlen uns wie wichtige Staatsgäste.

Weiter über die Hauptstrasse oder die Bergstrasse geht es zum Dokansee. Die Landschaft ist wunderschön und macht so die teilweise sehr holprigen Strassen mehr als wett. Die wenigen Checkpoints sind kein Problem. Durch gelbe Blumenwiesen an wilden Bergen und sanften Hügeln vorbei führt unser Weg. Ein paar Kühe versperren kurzfristig die Strasse und viele Rebstöcke stehen ohne Blätter an den Hängen. Es ist ein sehr einfaches Leben hier im Hinterland.

Hier am Dokan-Stausee wollen wir zusammen ein Ostergrillen machen. Unser irakisches Team, welches am Fasten ist, grillt für uns das Fleisch. Die Salate werden wie immer in den verschiedenen Wohnmobilen gezaubert.

Der Osterhase hatte leider kein Visum für den Irak erhalten. Der Nikolaus kommt jedoch schnell aus der Türkei und übernimmt. So gibt es einen Ostersack und Ostergebäck für alle. Leider hat der Nikolaus nicht verstanden, warum er die Säcke verstecken soll und sein dickes Buch zu Hause lassen muss, doch das haben wir ihm nachgesehen.

Trotz weiterer Verabschiedungen – ab morgen fehlen nun noch weitere drei Paare, schnüff – wird es ein lustiger und schöner Abend.

Der Weg nach Shaqlawa ist, wenn man nicht die wunderschöne, jedoch lange und anspruchsvolle Strecke durch die Rawanduz-Schlucht gewählt hat, recht kurz. Auf unserem leider unebenen, jedoch ruhig und gut gelegenen Platz können wir Honig direkt vom Imker kaufen. Lecker!

Von unserem Platz in Shaqlawa ist es am Abend nicht weit zu Fuss in die kleine Innenstadt mit vielen Restaurants, Läden, Cafes und Eisständen. Vor allem die gut ausgestatteten Süssigkeiten-Läden begeistern mit ihren bunten und leckeren Produkten.

In der Stadt hängen wohl etwas viele Verbraucher an den Stromleitungen, denn zwei drei Mal sitzen wir kurz im Dunkeln. Doch es ist überall gute und sehr freundliche Stimmung.

 

Übermorgen ist der nächste Grenztag. So wollen wir heute Nacht schon ganz in der Nähe der Türkei sein, damit wir bereits um 6 Uhr vor den Toren stehen können. Die zweitletzte Fahrt durch Irak-Kurdistan ist nochmals landschaftlich wunderschön. Die Berge sehen teilweise so aus, als wären sie mit grünem Samt überzogen, wie bei einer Modeleisenbahnanlage.

Wer sich bei unserem Nachtplatz noch die Zeit nimmt auf den nahen Hügel zu steigen, hat einen wunderschönen Blick über leuchtend rote Mohnwiesen in die Türkei.

Da uns nach der Irak/Türkischen Grenze weitere Paare verlassen werden, stellen wir uns hier nochmals zusammen für einen Umtrunk. Gerne hätten wir noch länger gestanden, doch es zieht ein Unwetter auf.

Nach einer stürmischen und regnerischen Nacht machen wir uns früh auf zur Grenze. Wir haben schon gehört, dass wir uns hier auf Wartezeiten einstellen müssen. Erstaunlicherweise aber nicht wegen den Irakern, sondern wegen den Türken. Die wollen wirklich unsere Geduld testen.

Stundenlang lassen sie uns auf der Grenzbrücke zwischen Irak und ihrem Land stehen.  Die Zeit nützen wir zudem mit Lesen, Schreiben, Schlafen, Kochen, Frust-Futtern und …

Nach fast neun Stunden haben wir es geschafft und dürfen in die Türkei einreisen.

Was wir dort noch Schönes und Interessantes erleben dürfen, folgt im nächsten Bericht. Ihr seid doch sicher wieder mit dabei.

Euer Team vor Ort Werner, Anton, Claudia und Lino (und Bassam mit seinem Team)