Die letzten Tage im Oman und unser Start im Königreich Saudi-Arabien
Hallo an alle Abenteuerlustigen,
wir befinden uns bereits mit großen „Schritten“ auf dem Rückweg. Der Oman macht es uns nicht leicht weiterzuziehen. Doch unerbittlich folgt ein Abschied nach dem anderen.
Viele nutzen noch die letzten Tage am Golf von Oman, um ausgiebig zu baden, sich zu sonnen und oder einfach nur zum Relaxen. Die Strände, häufig umgeben von hoch aufragenden Bergen, sind fast menschenleer und einfach nur traumhaft. Dazu noch schattenspendende Hüttchen, die einladen hier nicht nur eine Pause zu verbringen.
Danach gibt es für lange Zeit keinen Strand mehr auf der Reise, denn es geht schon bald auf unterschiedlichen Wegen und Tempi Richtung Norden.
Die Allradfraktion hat sich für eine Staub- und Sandstrecke auf dem Plateau des Dhofar-Gebirges entschieden. Am Anfang wirkt dieser Weg eher unspektakulär, doch bald tut sich rechts und links ein Canyon nach dem anderen auf. Wir sind begeistert und halten zu Beginn fast bei jedem an und machen Foto um Foto. Erstaunlich, wie die Menschen überhaupt einen Weg neben all den Tälern gefunden haben. Nur zwei Mal müssen wir durch ein Wadi runterfahren, um danach wieder auf das Plateau zu kommen. Es geht tief hinunter und von oben sieht man kaum noch die Fahrzeuge.
Leider verbringen wir nur eine Nacht unter sternklarem Himmel in dieser fantastischen Gegend. Morgen müssen wir weiter.
Bis nach Izki früher „Adam“ liegen rund 750 Kilometer in der Steinwüste Al-Nejd vor uns. Endlos scheint die Wüste am Rande des „Leeren Viertels“ zu sein. Der Wind und ein paar größere Sandverwehungen machen uns das Leben bzw. Fahren etwas schwer. Es ist tückisch, auf so eine Sandanhäufung zu fahren. Vom Oman sind wir „Bumper“ mehr als gewohnt, doch das hier fühlt sich an, als würde man über mehrere Bumper hintereinanderfahren. Zum Glück sind immer wieder große Schaufelbagger zur Stelle, um den Sand von der Straße zu schieben.
Solange die Sandverwehungen und -berge neben der Straße bleiben, sind sie toll anzuschauen. Es lohnt sich hinzufahren und eventuell auch hochzuklettern. Oben auf der Düne fühlt man sich zwar wie sandgestrahlt, doch man wird mit einem traumhaften Blick belohnt.
Aufgepasst: Neben der befestigten Straße kann man sich gerne eingraben.
Mit den Bergen, ca. auf der Höhe von Adam, kommt das Grün wieder und damit auch die Siedlungen. Es macht viel Freude durch die nun wechselnde Landschaft mit ihren Palmen und sattgrünen Feldern zu fahren.
Jebel Shams – der höchste Berg des Oman im Gebirge Dschabal al-Achdar mit einer Höhe von etwa 3000 Meter über Meer.
Da der Weg nur für Allradfahrzeuge empfohlen ist, gäbe es die Möglichkeit mit dem Jeep den Berg zu erobern. Schön ist es jedoch, dass einige Gruppenmitglieder mit ihren Allrad-Fahrzeugen ihre Reisegefährten mitnehmen und so viele in den Genuss der Bergwelt kommen.
Oben bietet sich eine überwältigende Sicht auf tiefe Canyons. In der Regenzeit kann es hier gewaltige Wasserfälle geben. Wer schwindelfrei ist, eine gute Kondition und keine Probleme mit der Hitze hat, hat sicher viel Spaß am „Balcony walk“. Das ist eine Wanderstrecke entlang des Hanges mit viel Blick in die Tiefe. Die meisten von uns machen nur einen kurzen, doch trotzdem sehr schönen Teil der anstrengenden Wanderstrecke.
Die Lehmruinen des Dorfes Guhl am Eingang des Wadi Ghuls sind recht gut erhalten und noch einen weiteren Abstecher wert.
Das Wadi Ghul selbst ist leider ebenfalls nur mit 4WD-Auto oder kurzen, nicht zu hohen 4WD-Wohnmobilen befahrbar. Es wird doch manchmal sehr eng und holprig. Am Ende der Stecke befindet sich eine einfache Gästeunterkunft. Ein Blick zur Bergkante und wir sehen, wo wir zuvor noch weit oben gestanden hatten.
Das Wadi lädt zu interessanten Wanderungen ein, doch nach dem Besuch auf dem Jebel Shams ist es schon recht spät geworden und wir wollen noch im Hellen zurück auf den Platz.
In Al Hamra sollte man unbedingt das kleine Museum Bait Safah im ehemaligen Sheik-Haus besuchen. Das 400jährige Haus des ehemaligen Bürgermeisters ist liebevoll restauriert und mit der englisch sprechenden Führung alles gut erklärt. Zudem wird uns von zwei Frauen gezeigt, wie früher Mehl gemahlen, das osmanische Brot gebacken und auf klangvolle Weise Kaffee zubereitet wurde. (Dabei wurde beim Zermahlen der Bohnen im Metallgefäß mit dem Mörser hin und her geschlagen und am Schluss wie eine schnelle Glocke geklingelt – so wussten alle: der Kaffee ist bald fertig und man kann reinkommen.)
Im mittleren Stockwerk, dem Wohnbereich der Familie, werden wir zu Kaffee, Tee und Datteln in einer gemütlichen Teppichrunde eingeladen. Hier kann man sich sehr wohl fühlen.
Vom Dach des Hauses bekommt man noch einen guten Blick über die alten, oft leider verfallenen Lehmgebäude und die „Neustadt“ mit dem Palmenhain.
In der Umgebung von Nizwa gibt es sehr viel zu entdecken. Im Ort Tanuf besichtigen wir ein altes Lehmdorf mit einem gut erhaltenen Bewässerungskanal. Dieser ist zum Teil noch in Betrieb, um die Waschräume der Moschee mit Wasser zu versorgen.
Ebenfalls sehenswert ist eine der größten Oasen des Omans in Izki. Diese Stadt, welche seit rund 5000 Jahren durchgehend bewohnt ist, beherbergt die befestigte Stadt Harat Al-Yemen. Die heutige Ruine wurde bereits ca. 640 Jahre vor Christus in Schriften erwähnt. Einige Schlachten überstand diese imposante Anlage. Sie wurde immer wieder neu aufgebaut, das letzte Mal anfangs des 18 Jahrhunderts.
Die Wehrmauer war lang und dick. Die Häuser standen dicht an dicht und große Wachtürme sicherten die Bewohner. Es ist spannend durch die Wege der Geschichte zu laufen und die ehemaligen Wohnräume zu sehen. Sie sind zwar verlassen und leer, doch die zuvor besuchten Museen und die noch gut erhaltenen, in die Wände eingearbeiteten Steinregale ergeben ein gutes Bild, wie die Häuser eingerichtet waren.
Der Abschied von Ararat und Valery rückt näher. Deshalb will uns Ararat, der ein sehr guter Koch ist, mit dem usbekischen Gericht Plow verwöhnen. Schon früh helfen viele mit beim Schnippeln von Karotten, Zwiebeln und Knoblauch. Währenddessen richtet Ararat das Feuer und bereitet das Fleisch und den Reis vor. Lange muss Ararat neben dem Feuer mit dem großen Topf darauf ausharren und schwitzen. Es lohnt sich. Butterzart ist das Fleisch und das Gemüse mit dem Reis ist auf den Punkt gekocht. Zusammen mit den Salaten aus allen Wohnmobilen geht es nicht lange, da ist der große Topf nur noch ein leerer Topf. Vielen lieben Dank Ararat und den fleißigen Helfern für dieses leckere Mahl!
Zum Abschluss genießen wir noch ein gemeinsames Lagerfeuer im schönen Wadi lauschen Christines Erzählungen über Heiratsbräuche und mehr im dem Oman.
Jebel Akhdar, ein weiterer Berg des Dschabal al-Achdar-Gebirges, ist die Heimat unseres Guides Salim. Das Gebirge erstreckt sich auf einer Länge von 300 km von Nordwest nach Südost, etwa 50–100 km von der Küste des Golfs von Oman entfernt. Per Jeep – hier sind nur noch 4WD erlaubt, was auch kontrolliert wird – geht’s steil hinauf in die Höhe.
Wir genießen die kleine Wanderung entlang der Wasserkanäle, Walnussbäume und Terrassen mit Rosenbüschen. Hier wächst die Essenz für das berühmte Rosenwasser der Region. Salim erklärt uns die Pflanzen, ihre Heilkräfte und ihre Bedeutung für die Region.
Wir sind beeindruckt von den riesigen Wachholderbäumen, welche doch nur 1 bis 1,5 cm pro Jahr wachsen können.
Viele Dörfer werden schön wiederhergestellt, doch eigentlich nur noch als Unterkünfte für Reisende genutzt. Die meisten ehemaligen Bewohner leben nun lieber in der nahen Stadt oben auf dem Berg.
Das Buffetessen im Hotel auf dem Diana’s Point (hier hatte Prinzessin Diana auch schon genächtigt und gegessen) stellt alle zufrieden. Anschließend haben wir noch Gelegenheit eine alte Lehmsiedlung zu besichtigen. Den ganzen Weg machen aber nicht mehr alle, denn trotz der Höhe von über 2000 m ist es doch recht heiß. Der Weg runter ins Wadi zurück zu unseren Wohnmobilen täuscht, er ist steiler als man denkt. Unterwegs in den Jeeps, spüren wir davon jedoch wenig.
Großer Markt in Nizwa am Freitag. Unter der Woche ist der Souk halb leer, doch am Freitag geht es so richtig los. Der ganze Parkplatz ist vollgestellt mit Autos und dazwischen findet der Kleintiermarkt statt. Im schönen neuen Souk sind alle Geschäfte geöffnet.
Hier trifft man sich und tauscht sich aus. Alle sehen sehr gut angezogen aus und auch die ganz kleinen Jungen und Mädchen sind herausgeputzt. Auf dem Souk gibt es auch einen Bereich, wo Waffen gehandelt werden. Wir können zusehen, wie ein junger Bursche wohl sein erstes Gürtelmesser erhält. Eine große Sache für ihn und seine männliche Verwandtschaft.
Der Viehmarkt nebenan ist sehr lebhaft. Zu unserer Überraschung wird besser mit dem Vieh umgegangen als bei uns. Als die Rinder vorgeführt werden, wird es für die Zuschauer auch etwas amüsant. So einige Tiere wollen eher schneller im Kreis herumgeführt werden und ziehen ihre Besitzer hinterher, während andere sich bockig querstellen.
In Nizwa bietet sich ein Besuch des schön restaurierten Forts an. Ursprünglich nur ein Wohnschloss (aus dem 12. Jhd.), wurde es 300 Jahre später mit einer eindrücklichen Befestigung verstärkt. Unsere englischsprechende omanische Führerin erzählt uns viel Wissenswertes über die wichtigsten Räume. Wir staunen über die 17 Brunnen und die Warmwasseranlage für das Bad des Imans (geistlicher Führer) und das Bad seiner Gäste.
Der Wehrturm ist mit einer fünffachen Fallenanlage ausgerüstet. Beim Besteigen des Turmes muss man sehr aufmerksam sein, um sie zu entdecken, so gut eingearbeitet sind diese in das Gebäude. Von oben hat man einen guten Blick auf den Souk und die Stadt Nizwa.
Ein Abschied lässt sich nun nicht mehr aufschieben. Unser Guide Salim wird uns nicht weiter begleiten. Sehr schade, war er doch immer bereit uns alles zu zeigen und zu erläutern und war dabei immer superguter Laune. Vielen Dank, lieber Salim!
Der letzte Abend mit Valery und Ararat. Dass der Abschied nicht nur ihren zwei Teamkollegen schwerfällt, zeigt sich gut mit einem Gedicht und durch ein durch den „Gruppenchor“ mit viel Enthusiasmus vorgetragenem Lied über die zwei (Text Walter Sp. und Angela). Wir werden sie vermissen und wir sind sicher, sie uns auch!
Auszug aus Gedicht von Ute K.:
Lieber Valery, lieber Ararat
Wir stehen hier im Wadi Damm und der Abschied von euch schreitet schnell voran
Unsere Wünsche habt ihr immer respektiert und uns dann eine passende Route präsentiert
Die schönsten Plätze habt ihr für uns gefunden, so konnten wir entspannt den Oman erkunden.
Ein Abend am Grill oder am Lagerfeuer, mit euch war die Reise ein Abenteuer
Ein dickes Dankeschön an euch zwei ist jetzt angebracht, denn ihr habt einen tollen Job gemacht.
Leider ist die Reise mit euch nun vorbei. Wir hoffen auf ein Wiedersehen und Sagen Tschüss und bye bye
Die Al Ayn Bienenkorbgräber sind ca. 5000 Jahre alt und bis zu vier Meter hoch. Unglaublich, wie viele davon noch gut erhalten sind! Hier standen ca. 30 von diesen doppelwandig gebauten Gebilden. Man geht davon aus, dass es eine Bestattungsform der Hafitperiode war, obwohl man keine menschlichen Überreste darin gefunden hatte. Die Gräber wurden geplündert und übrig blieben meist nur Tongefäße, welche aber noch Rückschlüsse auf die Zeit und die Lebensweise ermöglichten. Seit 1988 zählen sie auch zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Nicht nur die Gräber sind hier in der Gegend beeindruckend, sondern auch die Berge. Im Hintergrund ragt der Jebel Misht mit rund 1000 Meter in den Himmel.
Schon stehen weitere Abschiede bevor. Einer, der hoffentlich nur kurz währt und ein endgültiger.
Lino und Claudia werden mit Walter und Petra nach Abu Dhabi zur Iveco-Werkstatt fahren. Wenn alles klappt, werden sie in Riad wieder auf die Gruppe treffen. Toitoitoi!
Valery und Ararat werden nach Hause fliegen und übergeben nun die Leitung der Reise an Werner und Anton. Das Fahrzeug wird getauscht und schon sind die beiden weg! Schnüff!
Auch Christine, unsere zweite Local Guide im Oman, wird uns heute das letzte Mal zur Seite stehen. Morgen geht es über die Grenze ins Königreich Saudi-Arabien (KSA). Auch dir einen herzlichen Dank, liebe Christine!
Werner und Anton, noch erschöpft von der anstrengenden Anreise, schlafen noch wie Steine, als sich die ersten zur Grenze aufmachen. Gut vorbereitet, was auf sie zukommen wird, geht es supereinfach. Die Zöllner sind sehr zuvorkommend. Sie ziehen sogar die Schuhe aus für die Kontrolle der Fahrzeuge.
Flache, weite Sand- und Steinwüste, unterbrochen von sanften Sanddünen in verschiedenen Farben erwartet die Gruppe. Von gelb, golden, orange, braun, grau und rötlich reicht das Farbspektrum dieser immer wieder faszinierenden Hügel. Das ist die Rub‘ al Khali-Wüste auf dem Weg nach Riad. Gerne würden die Dünen das Gebiet der Straße wieder zurückerobern, werden aber von den vielen Schaufelbaggern fleißig zurückgedrängt. Nachts fahren ist aber trotzdem nicht empfehlenswert, ist doch zum Teil eine Fahrbahn kaum noch erkennbar unter dem Sand.
Etwa 150 Kilometer vor Riad nimmt die Besiedelung und Industrie zu. Wir erfahren später, dass hier in der Wüste die weltweit größte Milchkuhhaltung betrieben wird. Das meiste Futter wird per Schiff aus den USA gebracht und mit dem Zug von der Küste bis hierher transportiert. Rund 170.000 Tiere müssen versorgt werden. Die Produktion für Milch und Joghurt ist gleich in der Nähe.
Riad empfängt uns mit viel Industrie, Schuttbergen, Baustellen und ungeduldigen Autofahrern. Nach fast drei Tagen Wüste und den gemütlichen Omanis trifft uns hier ein echter Kulturschock.
Doch kaum installiert auf dem richtigen Stellplatz (der erste war wohl auch eine der vielen Baustellen), zeigen sich die Araber von ihrer besten Seite. Wir werden beschenkt mit Datteln, Kaffee und Tee. Am Abend genießen wir dann ein super Essen, organisiert von Ali, mit anschließender Fragerunde.
Am Morgen stehen um unsere Wohnmobile Milch, Orangensaft, frische Feigen und große Kartons mit vielen kleinen Wasserflaschen. Einfach unglaublich. Schnell sind die guten Gaben an alle verteilt. Etwas später bringt noch ein Nachbar einen Krug Tee und Kaffee vorbei. Wir sind überwältig von so viel Gastfreundschaft.
Wir sind gespannt, wie sich das Königreich Saudi-Arabien weiter präsentiert. Auf jeden Fall wird es ganz anders sein als im Oman. Touristen dürfen ja erst seit 2019 ins Land, aufgrund von Corona eigentlich erst seit zwei Jahren so richtig. Sie haben also hier nicht viel mehr Erfahrung als im Irak mit Reisenden wie uns. Das wird spannend! Wir freuen uns, wenn ihr auch das nächste Mal wieder mit dabei seid!
Euer Team vor Ort
Werner, Anton, Claudia und Lino (und im Oman: Valery und Ararat)