Irak Teil 2: Richtung Heimat

Liebe Reisefreunde,

nach 138 Tagen Abenteuer auf der Arabischen Halbinsel beginnt nun unser Weg Richtung Heimat.

Die Retoure startet im Osten Jordaniens in der kleinen Stadt Al Azraq.

Nach 2 Pausentagen, die jeder nach seinem Gusto verbringt, bereiten wir uns mental auf die jordanisch-irakische Grenze vor, die wir in den nächsten Tagen zu bewältigen haben. Nach 12 Grenzüberquerungen sollte das für uns ja kein Problem sein, oder?

Ein anstrengender und langer Grenztag steht an. Früh morgens um 7:00 fahren wir in den jordanischen Grenzhof ein. Die Ausreise verläuft problemlos und relativ schnell – wir sind positiv überrascht.

Doch auf der irakischen Seite ist viel Geduld gefragt. Die Arbeitsweise der Zöllner ist aufgrund des Ramadans und den damit verbundenen Gebetszeiten sehr gemächlich. Die Abwicklung der Fahrzeugpapiere für die Einreise dauert und dauert, es werde unzählige Kopien, Stempel und Unterschriften gefordert. Abends um 21:30h, nach dem Abendgebet, werden wir schließlich zur Passkontrolle gerufen, wir bekommen unsere Visa. Doch die Carnets sind noch in Bearbeitung… Uns bleibt keine andere Wahl, als im Grenzhof zu übernachten.

Am nächsten Morgen sind dann alle Dokumente fertig bearbeitet. Horsts und Ingrids Auto wird aufgrund technischer Probleme auf einen Tieflader verfrachtet, und wir bereiten uns auf die endgültige Einreise in den Zentralirak vor.

Über 300 km lange karge Wüstenlandschaften erwarten uns auf der ersten Etappe. Wir müssen im Konvoi fahren und werden immer wieder von Militärfahrzeugen begleitet. Die Überreste des Krieges sind an den Straßenrändern sichtbar.  Alle paar Kilometer passieren wir Wachtürme und Posten mit bewaffneten Soldaten.

Dazu kommen die Checkpoints, welche wir passieren müssen und die teilweise recht viel Zeit beanspruchen. Immer wieder müssen wir auf Genehmigungen zur Weiterfahrt warten. Wir sind sehr froh, Bassam, unseren deutschsprachigen irakischen Guide an unserer Seite zu haben. Er gibt stets sein Bestes, damit wir ohne Probleme durch den Irak kommen.

Nach einer anstrengenden Fahretappe kommen wir erst bei Einbruch der Dunkelheit in Ramadi an, unser Stellplatz ist direkt am Euphrat.

Die Gastfreundschaft ist groß in diesem Land, das Tourismus gerade erst kennenlernt. Die Menschen winken uns unterwegs zu und heißen uns in ihrem Land willkommen.

„Offener Konvoi“, wie wir ihn nennen, ist am kommenden Tag angesagt. Die 300 KM lange Fahrt zieht sich auch hier durch einige Checkpoints in die Länge. Wohlbehalten erreichen wir schließlich Kirkuk, wo wir vom hiesigen Tourism-Board empfangen werden.

Weiter geht es nach Suleymaniah im kurdischen Norden des Landes. Es ist, als ob wir einem anderen Land wären – grüne Gebirgslandschaften, gepflegte Straßen und moderne Hochhäuser.

Hier werden wir vom lokalen Tourismusverein eingeladen, uns das Halabja-Monument anzuschauen. Es erinnert an den Giftgasangriff im Jahre 1988 auf die von Kurden bewohnte Stadt Halabja, bei dem ca. 5000 Menschen starben. Eine erschütternde Besichtigung.

Wir hinterlassen unsere Eindrücke und Gedenken schriftlich im Gästebuch und Susi gibt noch ein Interview für die hiesigen Presseagenturen und Nachrichtensender.

Mit frisch aufgefüllten Wassertanks und Kühlschränken ziehen wir nach 2 Übernachtungen in Suleymaniah schließlich weiter Richtung Nordwesten. Wir staunen über wunderschöne, bergige Landschaften mit blühenden Blumenwiesen, durch die uns unsere Strecke im kurdischen Irak führt.

Unser nächstes Ziel ist der schön gelegener See Dukan Lake, welcher durch den Bau eines Staudamms entstanden ist.

Den Abend lassen wir in einem Fischrestaurant mit tollem Ausblick auf das Wasserreservoir ausklingen, und genießen dabei eine lokale, frische Fischplatte.

Am nächsten Morgen empfängt uns der Bürgermeister der Provinz Dukan und begrüßt uns herzlich.

Die kommende Fahretappe ist für uns die landschaftlich wohl spektakulärste im Irak. Wir befahren kurvige, teils enge Bergstraßen. Dafür macht sich der Ausblick unterwegs mehr als bezahlt. Überzeugt Euch selbst. Es ist so schön hier, wir hätten alle 5 Minuten anhalten und Fotos machen können.  

Wir übernachten ca. 10 Kilometer vor der Grenze auf einem Speditionshof, mit einer Aussicht, die man von einem solchen Platz nicht erwarten würde.

Die allerletzte Grenze unserer gemeinsamen Reise steht an! Hoch motiviert und optimistisch machen wir uns auf Richtung Türkei. An dieser Stelle vielen Dank an Bassam, Seif und das ganze irakische Team! Sie haben fabelhafte Arbeit geleistet und uns so zügig wie möglich durch die vielen Checkpoints gebracht, sowie bestens die bürokratischen Hürden gemeistert. Wir haben uns stets sicher gefühlt und freuen uns, dass das Zweistromland endlich wieder zu bereisen ist.


Auf der türkischen Seite empfängt uns Levent, unser türkischer Guide. Er hat es geschafft, in den Zollhof zu kommen und uns bei der Ausreise zu unterstützen. Eine super Hilfe, dank der wir nach nur wenigen Stunden endlich in die Türkei einreisen können. Wir freuen uns, dass der Grenzübertritt zügiger ging, als erwartet. Dadurch können wir noch am selben Tag in die im Hochland gelegene Stadt Mardin fahren

Hier schließt sich der Kreis, waren wir doch in Mardin bereits am Beginn unserer Reise. Ein Teil unserer Gruppe hat die Rückreise nur bis hierher gebucht, wir fahren die weiteren Türkeietappen bis Kappadokien nur noch mit einer Gruppe von 10 Reisemobilen. Bei einem Umtrunk in Mardin feiern wir gemeinsam die erfolgreiche Rückkehr durch den Irak in die Türkei und nehmen Abschied von einem Teil der Gruppe.

Ein paar Etappen durch die schöne Türkei stehen nun noch an, bis wir unsere Gruppe in Kappadokien auflösen werden. Davon berichten wir im nächsten und letzten Bericht.

Euer Abenteuer-Touren Team Gruppe 2

Susi, Manni, Michael, Bassam, Seif und das ganze irakische Team