Unsere letzten gemeinsame Tage

Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,

der letzte Bericht unserer Überwinterungstour handelt von unseren letzten gemeinsamen Tagen, die uns durch die schöne Südtürkei bis nach Kappadokien führen. Die letzte schwierige Grenze unserer Rückreise vom Irak in die Türkei war nach sieben Stunden geschafft – ein Großteil dieser Zeit bestand aus Warten, aber auch das gehört bisweilen dazu.

Es fühlt sich fast an wie Heimkommen: Wieder in der Türkei, wieder in Mardin, wieder mit Levent als Landes-Guide. Am Abend feiern wir gemütlich den erfolgreichen Grenzübertritt und verabschieden bei Bier und Wein zwei Reisepaare, die ab hier auf eigene Faust weiterfahren wollen. Außerdem sagen wir Lebwohl zu unserem Kollegen Eugen, der uns auf unserer Reise durch den Irak unterstützt und begleitet hat.

Am nächsten Morgen, nach einem kurzen Altstadtrundgang in Mardin, fahren wir nach Sanliurfa. Unsere ursprünglichen Bedenken, dass hier viel durch das schwere Erdbeben beschädigt sein könnte, erweisen sich als unbegründet. Stattdessen leidet die Stadt noch unter den Folgen starker Überflutungen, die ein Starkregen hier vor einigen Tagen verursacht hat.

Wir stehen nahe dem Zentrum der Stadt Sanliurfa. So können wir nachmittags bequem zu Fuß in den Park mit dem berühmten Fischteich laufen. Der Sage nach rettete Gott hier den Propheten Abraham, als der auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden sollte, indem er das Feuer in Wasser und das Holz in Karpfen verwandelte. Es heißt, die heute im Teich lebenden Fische seien die Nachfahren jener Karpfen.

Weiter geht es in das lebhafte Altstadt- und Basarviertel: Hier wird gekocht, Holz bearbeitet, genäht und geschmiedet.

Zum Ramadan wird abends, kurz vor „Iftar“, dem Fastenbrechen, noch schnell eingekauft, bevor dann plötzlich alle ihre Geschäfte schließen, um zum Essen heimzueilen.

Am kommenden Morgen steigen wir in einen Bus, der uns nach Süden in die Nähe der syrischen Grenze zu den runden Trulli-Häusern nach Harran bringt, die in dieser Gegend typisch sind.  Im Innern herrscht eine angenehme Kühle, auch ohne Klimaanlage.

In Harran gibt es die Ruinen der ersten islamischen Universität der Umayaden und Abbasiden aus dem 8. Jahrhundert n. Chr.  zu besichtigen. Bezeichnenderweise sind beim letzten Erdbeben einige Steine der restaurierten Abschnitte umgestürzt, nicht aber die originalen alten Gemäuer.

Ein Abstecher zu der Ausgrabungsstätte Göbekli Tepe lässt uns staunen. Hier stehen prähistorische, kreisförmige Steinanlagen mit reliefverzierten Pfeilern. Diese sind bis zu sechs Meter hoch. Zu welchem Zweck sich die Menschen damals diese Mühe gemacht haben, darüber rätseln wir heute noch, auch innerhalb unserer Gruppe.

Wir verbringen einen anregenden Abend in einem typisch kurdischen Restaurant mit lauter Livemusik, mit Sängern, Trommlern und Tänzern.

Auf unserem weiteren Weg durch den Südosten der Türkei kommen wir in den Nemrud Dağı Nationalpark mit dem gleichnamigen Gipfel. Auch hier wird Ostern gefeiert: ein charmanter Mitarbeiter des Restaurants an unserem Stellplatz überrascht uns mit grellbunt bemalten Eiern.

Wir machen uns auf zur etwas Gipfelbesteigung. Aber selbst bei trübem Wetter lohnt sich der nicht ganz unbeschwerliche Weg. Die aus Stein gemeißelten Götterstatuen, die am Grabmal des König Antiochus stehen und scheinbar in die Ferne blicken, sind ein sehr eindrucksvoller Anblick!

Auch die nahe spätrömische Severan-Brücke ist einen Besuch wert. Von dort haben wir einen atemberaubenden Blick über den Chabinas-Fluss und die ihn überwölbenden Steinformationen. In einem weiten Bogen umfahren wir in den nächsten Tagen das vom Erdbeben stark betroffene Gebiet um die Region Malatya.

Gleich zwei Geburtstage feiern wir am Ufer des Hazar Sees und zwei weitere Reiseteilnehmer nutzen die Gelegenheit zu einer Nachfeier. Gemeinsam wird gekocht und bewirtet, es fließen Wein und Bier. Der Wettergott hat Erbarmen mit uns und gewährt uns eine dreistündige Regenpause, die wir gerne zum Feiern nutzen.

Bei Kangal gibt es ein Kurhotel mit über 30 Grad warmem Thermalwasser. Abends, nachdem die Kurgäste gegangen sind, dürfen wir ins Becken steigen und uns die Füße von kleinen Fischen beknabbern lassen.

Und dann sind wir angekommen in Kappadokien, auf dem Kaya Camping in Göreme. Der Platz hat eine tolle Lage mit weitem Blick über das „Rose Valley“ mit den schönen Tuffsteinformationen. Ein unglaubliches Erlebnis ist es mitanzuschauen, wie früh morgens bei Sonnenaufgang die Ballons mit leisem Zischen in den Himmel aufsteigen. Und auch mit dem Wetter haben wir Glück: Einem unvergesslichen Morgen steht nichts im Weg.

Natürlich besichtigten wir auch noch die Umgebung mit den vielen spektakulären Tuffsteingebilden im „Tal der Liebe“ und den unterirdischen Höhlenwohnungen, in die sich bereits die Urchristen vor Verfolgung zurückgezogen haben und nicht zuletzt das Freilichtmuseum mit den in den Fels gehauenen Klöstern und Kirchen.

Abends hatten wir dann noch Gelegenheit tanzenden Derwischen bei ihren Übungen zuzuschauen: ein unvergessliches Erlebnis – ein Inbegriff von Anmut!

Am letzten gemeinsamen Abend genießen wir in einem urigen Restaurant in Avanos ein hervorragendes Abendessen und dazu einen guten kappadokischen Wein. Bei Gesang und Reden, umrahmt vom türkischen Essen, haben wir einen wunderschönen Abend, den alle in vollen Zügen auskosten.

Ein letztes gemeinsames Frühstück auf Kaya Camping mit Spiegeleiern und allem, was das Herz begehrt! Dann heißt es Abschied nehmen. Nach und nach reisen alle Teilnehmer in verschiedene Richtungen ab.

Nun ist sie endgültig vorbei, unsere insgesamt 160-tägige Reise von der Türkei über die gesamte Arabische Halbinsel und wieder in die Türkei. Wir haben unglaublich viel erlebt, die haben Köpfe voller Eindrücke und die Speicher voller Fotos. Es gab anstrengende Grenztage, lange Wartezeiten an Checkpoints, Fahrzeugpannen und Zahnarztbesuche. Es gab aber vor allem milde Temperaturen, wunderbare Landschaften, grandiose historische und moderne Bauwerke, Kamele, Esel, Ziegen und Schildkröten, orientalische Märkte und gastfreundliche und interessierte Araberinnen und Araber. Wir haben auf dieser Reise tiefe Einblicke in eine ganz andere Welt bekommen, die wir nie vergessen werden.

Euer Abenteuer-Touren Team Gruppe 2

Susi, Manni und Michael