Abenteuer bis zum Schluss – Regensturm und Campercurling
Abgesehen vom Mond haben wir mit unseren Touren in den letzten Jahren tatsächlich alle aufgeführten Ziele bereits erreicht – per Landweg und mit eigenen Reisemobilen – versteht sich
Zwei Tage lange haben wir noch schönes Wetter, recht strammen Frost und genießen den sonnigen Winter. Gerne werden wir auch noch einige Polarlichter auf den Lofoten, unserem letzten herausfordernden Abschnitt unserer Reise durchs nördliche Skandinaviens erleben, gutes Wetter vorausgesetzt. Aber wir wissen, dass das Wetter sich bald krass ändern wird.
Eine Warmfront mit gewaltigem Wind und Regen ist angesagt. Wenn Regen nach langer Schneezeit kommt, geht nichts mehr, zumindest für einen Tag. Das sagen die Einheimischen. Und die wissen es meistens.
Es bleiben uns noch drei Tage bis zum großen Regen. Allerdings ist die Sonne längst den Schneewolken gewichen. Klar, dass man in Skandinaviens Winter auch mit Schneefall rechnen muss.
25 Zentimeter Neuschnee – per Radlader bekommen wir unsere Zufahrten freigeräumt, auch wenn wir es ohne diesen Service wohl locker geschafft hätten. Übrigens hat hier jeder seriöse Wintercampingplatzbesitzer einen Radlader parat – Schneewehen gehören zum Alltag des Winters.
Wir sind unterwegs auf Lofoten – von den Vesteralen halten wir Abstand, da uns dort das vorausgesagte Wetter einen Strich durch die Rechnung macht.
Noch schneit es wie hier in Solvaer – aber in 8 Stunden soll die Regenwalze losbrechen. Wir ziehen uns auf einen Campingplatz nahe der Stadt zurück und lassen es auf uns zukommen.
Die Nacht war stürmisch wild – draußen sind es nun 7 Grad Plus. Alles ist glatt – alle Straßen gesperrt.
Standen wir am Abend noch auf festem Schneeboden, ist in der Nacht daraus ein Eisfeld geworden. Windböen haben mit den Teamfahrzeugen Camper-Curling gespielt – ein Außenspiegel ist hin.
Ooops, so hatten wir doch gar nicht geparkt. Rumgeschubst und gedreht. Ist noch mal gut gegangen. Das nächste Mal stehen wir bei so einem Sturm auf Klötzchen, fertig. Und mit mehr Abstand, auch wenn Camper-Curling einen hohen Unterhaltungswert hat.
Nach einem Tag Warten ist der Spuk vorbei. Die Straßen sind eisfrei, wir erkunden weiter Lofoten wie hier bei Henningsvaer.
Kabeljau, der für Norwegen bekannte Stockfisch, kommt auf die Trockengestelle. Besonders auf Lofoten ist Fischerei von großer Bedeutung. Sogar wichtiger als der Winterabenteuerreisemobiltourismus.
Drei Tage Lofotenerkundung führen uns bis an den Südzipfel ins pittoreske Fischerdorf Reine. Im Sommer voll, sind wir Anfang März fast alleine.
Über Moskenes soll es via Fähre ans norwegische Festland gehen. Aber…. Genau. Es stürmt schon wieder, zudem nicht genug Rettungswesten an Bord des Fährschiffes und zudem nicht genug Personal – das sind schon drei Gründe, zu verstehen, dass so schnell keine Fähre fährt… Übrigens recht untypisch für Norwegens Fähren. Normalerweise klappt da alles.
Also heißt es Retour und 200 Kilometer weiter nördlich die nächste ständig fahrende Fährlinie nehmen. Winterreisen im Hohen Norden brauchen immer einen Plan B.
Plan B bringt uns über den Polarkreis im Inland und damit noch einmal einen fetten Wintereinbruch.
Eine Winterreise, besonders als Pioniertour in einer Gruppe, hat jede Menge Überraschungen parat. Pannen und Ausrutschen auf Eis, Wetterkapriolen und geschlossene Attraktionen im Schatten der Pandemie. Trotzdem haben wir unser Ding gemacht, haben am Himmel sogar den Heiligenschein als Begleiter unserer letzten Etappen gewonnen. …
Selbst unterhalb des Polarkreises bekommen wir noch Aurora Borealis ab. Ist ja fast schon penetrant…
Abschiedsfeier mit Impressionen der letzen 5 abenteuerlichen Wochen. Fast 6000 Kilometer auf Eis und Schnee liegen hinter uns. Auch wenn ich Kälte schon oft genossen habe und nicht gerade liebe, habe ich es genossen. Dank des echten knackigen Winters, Dank der wohligen Wärme in den Reisemobilen, Dank eines tollen Teams mit Gerd, Mirka und Andrej und vor allem Dank einer tollen Reisegruppe, die diese Reise erst möglich gemacht hat.
Möge sie der Auftakt sein für weitere Jagdtouren auf die Polarlichter. Im Herbst geht es mit einer Tour bis aufs Nordkapp. Nicht so kalt, kein Eis auf den Straßen, dafür aber freie Campingplätze und ein recht leeres Nordkapp, möglichst mit Polarlicht garniert. Wer es winterlicher will, kann mit uns Ende Januar auf Achse gehen und über Stockholm bis zum Winterfestival Jokkmokk reisen und auf dem Nordkapp in der bordeigenen Icebar anstoßen. Zur Beruhigung.
Unsere Icebargetränke sind heiß und glühen gut nach. Jetzt aber Schluss, sonst fange ich an, mich hier noch festzuschreiben. Auf unseren nächsten Treffen gibt’s den aktuellen Vortrag zur Reise – eiskalt schön und durchaus amüsant.
Danke fürs Mitfahren
Euer Kostya
Nachtrag von Dr. Alfons: „Es war kein Heiligenschein, sondern ein Haloring, der durch Reflexion und Brechung von Licht an Eiskristallen in der Atmosphäre entsteht. Durch entsprechende fotografische Inszenierungen kann der oberflächige Eindruck erweckt werden, es handele sich um einen Heiligenschein.“