Spaniens Nordküste

Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,

auch die Eindrücke der letzten der drei großen Etappen über die iberische Halbinsel wollen wir gerne mit euch teilen. Wir haben Spaniens Süden hinter uns gelassen, Portugal einmal von Süden nach Norden durchquert und nehmen nun Kurs auf Spaniens Norden. Dort fahren wir zurück in Richtung Osten, kommen der Reihe nach durch die Regionen Galizien, Asturien, Kantabrien, bis wir zum Abschluss das Baskenland erreichen.

© Barbara Staubach

Unser erster echter Stopp nach unserer Rückkehr nach Spanien ist das in der ganzen Welt bekannte Santiago de Compostela. In dem Wallfahrtsort treffen jährlich über 200.000 Pilger zu Fuß, auf dem Fahrrad, zu Pferd oder im Rollstuhl ein. Heuer waren es knapp dreißig weitere, die allesamt im Wohnmobil ankommen und noch dazu aus der „falschen“ Richtung. Es bleibt ein Rätsel, ob wir uns zu den Pilgern zählen dürfen. Aber: auch wir sind dort! Anlaufstelle Nummer eins ist die Kathedrale.

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Vor dem Altar der Kathedrale findet jeden Tag die Pilgermesse statt. Hier macht es keinen Unterschied, auf welchem Weg und auf welche Weise man angereist ist: sie ist jedem frei zugänglich. Der Altar bildet den heiligen Jakobus ab, auf dessen Grab die Kathedrale einst gebaut worden sein soll.

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Erster Zwischenstopp auf einer ganztägigen Busrundreise vom Campingplatz in Santiago aus ist A Coruña, das im Spanischen auch als La Coruña bekannt ist. Das Wahrzeichen der Hauptstadt Galiziens ist der Torre de Hércules, der Herkulesturm. Der Leuchtturm, der auf einer Anhöhe am Rande der Stadt gelegen ist, gilt als das älteste aktive Sichtzeichen der Seeschifffahrt.

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In A Coruña findet man auch die für die Gegend typischen Häuser mit verglasten Fassaden, die der Hafenstadt im äußersten Nordwesten Spaniens den Namen „Cuidad de Cristal“ (deutsch „Stadt aus Glas“) eingebracht haben.

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Unseren zweiten Halt legen wir in Muxía ein, wo uns unsere sympathische Führerin nach einem ausgiebigen Mittagessen einen der heiligen Steine zeigt: neunmal in Folge soll man durch den schmalen Gang zwischen Stein und Boden hindurchkriechen, um geläutert und geheilt daraus hervorzugehen. Immerhin einmal geht einer von uns dieses Wagnis ein, bevor die Gruppe den Bus besteigt und die Reise weitergeht.

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Der letzte Stopp an diesem Tag, wenn auch nicht der allerletzte, ist am „Ende der Welt“. Das Cabo Fisterra gilt vielen Pilgern als der eigentliche Abschluss des Jakobswegs. Zudem dient es ihnen als der perfekte Ort für das finale Ritual: hier hinterlassen sie traditionell ihre abgelaufenen Schuhe und andere nicht mehr benötigte Gegenstände, die sie auf ihrer oft langwierigen Reise begleitet haben.

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Die Grenze zwischen Galizien und Asturien bildet der Rio Eo, der bei Ribadeo in die Bucht von Biskaya mündet. Wir schlagen wenige Autominuten entfernt unser Lager auf, wo wir auf einem familiengeführten Campingplatz bei herrlicher Aussicht und in geselliger Runde den Geburtstag einer unserer Reisefreundinnen feiern.

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Anderntags holt uns wieder ein Bus ab, der uns in pünktlicher Abstimmung mit den Gezeiten zur Playa de las Catedrales bringt, einem Strand, der sicherlich zu den spektakulärsten Küstenabschnitten Spaniens zählt. Die bei Flut vom Meer umspülten Klippen sind an diesem Ebbemorgen frei zugänglich: die steinernen Säulen und Bögen erinnern stark an sakrale Bauten. Wir haben ausreichend Zeit für einen ausgiebigen Strandspaziergang und einen Kaffee in der Morgensonne auf dem oberen Plateau.

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Die Mittagszeit verbringen wir größtenteils in dem ein oder anderen Fischrestaurant am und um den Hafen von Ribadeo, wo praktisch alle unsere Bedürfnisse durch die reichhaltigen Fischereiangebote gestillt werden. Anschließend gehen wir selbst an Bord eines Kutters.

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Unser wortkarger, zuverlässiger Skipper stattet uns mit Rettungswesten aus, bevor wir die Ría de Ribadeo o del Eo befahren: so lautet der Name des Meeresarms im Mündungsbereich des Flusses Eo in den Atlantik. Genau hier verläuft auch die Grenze zwischen Galizien und Asturien.

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In aller Herrgottsfrühe sind wir aufgebrochen in Richtung Oviedo. Am Stadtrand konnten wir unsere Wohnmobile im Schatten abstellen, um von dort einen steilen Fußpfad zu den Überresten von San Miguel de Lillo aufzusteigen. Diese sogenannte Palastkapelle wurde bereits im 9. Jahrhundert unter dem asturischen König Ramiro erbaut. Ihre sehr sehenswerten Überreste genießen seit 1985 den Status UNESCO-Kulturdenkmal.

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Unser Bus bringt uns anschließend in die Altstadt von Oviedo, der, wie wir tags darauf lernen werden, saubersten Stadt Spaniens. Auf der Plaza Fontán, auf der an Markttagen der bekannte Mercado El Fontán stattfindet, finden wir heute genügend Platz, um den kurzweiligen Ausführungen unserer Stadtführerin in Ruhe zu lauschen.

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Auf keinen Fall verpassen darf man in Asturien die Sidra, den auch als „Wein des Nordens“ bekannte gegärte Apfelmost. Das „berauschende Getränk“ (Bedeutung des lateinischen Ursprungsworts „sicera“) wird nicht einfach eingeschenkt: der escanciador ist entweder ein Mensch aus Fleisch und Blut, der den alkoholischen Saft mit ausgestrecktem Arm aus großer Höhe ins Glas gießt oder, wie hier, eine Schankkonstruktion, die einen ähnlichen Effekt erzielt: durch das harte Auftreffen auf dem Glasboden soll der Sidra besondere Aromen entfalten.

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Auf dem Weg von Asturien in Richtung Baskenland legen wir einen Zwischenstopp bei der Höhle von Altamira ein: unser einziger Halt in der autonomen Gemeinschaft Kantabrien. Die 1868 in der Nähe von Santillana del Mar entdeckte Höhle ist für ihre steinzeitliche Malerei bekannt. Da die Originalhöhle durch die warme Atemluft zu vieler Besucher beschädigt werden würde, wurde ab 1998 anhand von 40.000 Vermessungspunkten eine originalgetreue Nachbildung errichtet. Deren beeindruckende Wirkung scheint dem Original in Nichts nachzustehen.

© Barbara Staubach

Wir kommen aus dem Staunen nicht raus, als wir unseren Stellpatz in Bilbao erreichen. Hoch oben liegt er über der „eigentlichen Hauptstadt des Baskenlandes“, die manch einer von uns mit angelegtem Stadtplan minutiös und aus der Vogelperspektive studiert. Hier verbringen wir die beiden letzten gemeinsamen Nächte unserer Tour.

© Barbara Staubach

Eines der größten, wenn nicht gar das größte Highlight unserer Tour wartet am Nervión auf uns, dem Fluss, der ein wenig weiter nördlich in den Atlantik mündet: das weltberühmte Guggenheim-Museum von Bilbao. Der imposante moderne Bau, der zum Wahrzeichen der Stadt avanciert ist, wurde vom amerikanischen Stararchitekten Frank O. Gehry entworfen und von 1993-1997 errichtet. Die 9 Meter hohe Spinnenskulptur „Maman“ von Louise Bourgeois steht wie eine mächtige Wächterin vor dem golden schimmernden Museum.

© Barbara Staubach

Das Maskottchen des Guggenheim-Museums ist die Skulptur „Puppy“, ein zwölf Meter hoher Hund aus Blumen, den der US-amerikanische Künstler Jeff Koons ursprünglich für die documenta 1992 entworfen hat. Dieses grellbunte Kunstwerk eignet sich ideal als Hintergrund für unser allerletztes Gruppenfoto.

© Barbara Staubach

Zum kulinarischen Abschluss unserer Tour genießen wir am letzten Abend ein baskisches Menü in einem preisgekrönten Restaurant in der Altstadt von Bilbao, das keine Wünsche offen lässt. In uriger Atmosphäre und bei leckeren Weinen und allerlei anderen Köstlichkeiten tauschen wir noch die schönsten Erinnerungen miteinander aus, bevor am folgenden Morgen das große Abschiednehmen beginnt.

Es ist vollbracht. Leider ist unsere gemeinsame Zeit zumindest vorerst zu Ende. Kaum zu fassen, wie schnell die Zeit an uns vorübergeflogen ist. In Barcelona sind wir gestartet, das war vor kaum mehr als vier Wochen. Von dort sind wir Richtung Südwest bis nach prachtvoll arabischem Granada gefahren, haben atemberaubende Sonnenuntergänge im Ebro-Delta gesehen, wurden direkt vom Campingplatz aus Zeugen des allabendlichen Überflugs von Hunderten Flamingos im Albufera-Naturpark kurz hinter Valencia.

Wir waren sprachlos über die Schönheit der Alhambra und der Kathedrale von Sevilla. Wenigstens einer von uns bekam einen iberischen Luchs zu Gesicht im Doñana Nationalpark. Wir durchquerten Portugal einmal vollständig von Süd nach Nord, genossen die leckeren Pastéis de Belém in Lissabon sowie die nicht weniger köstlichen Portweine in Porto. In Santiago de Compostela wohnten wir der beeindruckenden Pilgermesse bei, besuchten von dort das „Ende der Welt“ am Cabo Fisterra, sahen hernach die von Mutter Natur gebauten „Kirchen“ an der Playa de la Catedrales.

Um das Ganze noch passend einzurahmen, schlugen wir zum Abschluss noch den ganz großen Bogen: von der steinzeitlichen Malerei in der Höhle von Altamira bis zu den Meisterwerken der modernen Kunst im Guggenheim-Museum von Bilbao. Ein würdiger Abschluss für eine umfangreiche, niemals langweilige Reise durch eine der spannendsten Regionen der abendländischen Kultur! Die Reise ist nun zu Ende, oder vielmehr: diese Reise ist nun zu Ende. Aber nach der Reise ist bekanntlich vor der Reise. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen…wo soll es hingehen, fragt euch