Liebe Abenteuerfans,
in diesem Bericht wollen wir euch mitnehmen, hoch hinauf zum Nordkap. Es wird eine beschwerliche Reise, aber wir lassen uns von Witterungsbedingungen keinen Strich durch die Rechnung machen und erreichen unser Ziel – wenn auch in anderer Formation als wir es gewöhnt sind. Ansonsten gibt’s ein paar praktische Tipps für das Laufen und Fahren in Schnee und Eis. Schön, dass ihr wieder mit dabei seid!
Der Höhepunkt des Jokkmokk-Festivals sind natürlich die Rentierrennen. Und bei einigen Rennen können auch Zuschauer mitmachen. Im Allgemeinen ist es nicht schwierig, man muss sich auf einen Schlitten legen und sich gut festhalten. Dabei gibt es zwei Herausforderungen: Nicht dem Huf oder dem Geweih des zweiten Rentiers in den Weg zu kommen und das Rentier nach dem Ziel anzuhalten. Dafür gibt es Helfer, die am Ende der Strecke auf das Rentier springen und es zum Anhalten bringen.
Auf jeden Fall sollte man sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen, wenn diese anmutigen Tiere direkt auf einen zustürmen. Hauptsache, man reißt die Kamera rechtzeitig rum!
Wie läuft man in richtigem Tiefschnee fragt ihr euch? Dafür gibt’s natürlich Skier…oder Schneeschuhe. Viele Leute fahren Ski, also probieren wir auf unserer Expedition Schneeschuhe aus. Das ist einfach, aber manchmal ist der Schnee so weich, dass man selbst mit Schneeschuhen bis zum Knie einsinkt – die Stöcke reichen gar nicht bis zum Boden. Dann muss man geduldig und stark sein…Es ist zwar körperlich schwer, bei jedem Schritt den Fuß zu heben und wieder bis zum Knie einzusinken, aber es ist ein hervorragendes Kardiotraining und die Stimmung dabei ist auch toll!
Dies ist unser erstes helles Nordlicht auf dieser Reise, nicht weit von der norwegischen Grenze in Nordfinnland. Die Nordlichter waren so hell, dass wir es geschafft haben, sowohl das Auto als auch die Lichter zu fotografieren!
Dieses ungewöhnliche Gebäude ist das Saami-Parlament in Norwegen. Die Saami sind ein geteiltes Volk, das ursprünglich in diesem Land lebte, heute aber in Norwegen, Finnland und Russland ansässig ist. Das Gebäude wurde in der Form der Saami-Flagge gebaut. Wenn man von oben auf das Gebäude blickt, erkennt man, dass die Konturen der Flagge nachgebildet sind. Das Gebäude selbst liegt auf einer Anhöhe oberhalb einer Flussbiegung, von der aus man das umliegende Tal überblicken kann.
Wir nähern uns dem Nordkap und treffen auf weitere Eroberer des Ortes. Die meisten von ihnen benutzen Geländewagen mit Allradantrieb oder Wohnmobile, so wie wir. Aber einige Mutige fahren hier sind tatsächlich im Porsche mit Hinterradantrieb und spikelosen Rädern hochgefahren. Für uns ist das aber praktisch: Hinter diesem Auto herzufahren bedeutet eine bequeme Fahrt, weil es den ganzen Schnee mit seiner vorderen Stoßstange weggeräumt hat!
Im Allgemeinen können wir endlos darüber scherzen, wie man bei -25 Grad in der Kabine des zweisitzigen Porsches bequem schlafen kann und wie cool es ist, bei diesem Wetter das Zelt auf dem Dach zusammenzufalten und zu montieren. Glaubt mir, ich habe es selbst ausprobiert und ich brauche es nicht zu wiederholen… 😊
Auf jeden Fall empfehlen wir so ein Auto nicht für eine Winterreise zum Nordkap. Außerdem lohnt sich der Tausch von Wohnmobil gegen so einen Porsche nicht, denn dann könnt ihr nicht mehr mit uns fahren!
Hier das Wetter auf der Straße zum Nordkap: Sichtweite unter 50 Meter, blankes Eis, eine Bergstraße und wir haben noch nicht einmal den schwierigsten Teil erreicht…
Aufgrund der Wetterbedingungen wurde der Aufstieg zum Nordkap an diesem Tag nicht freigegeben…gleichzeitig sinkt die Sicht auf wenige Meter. Während der Abfahrt müssen wir mehrmals anhalten, weil wir überhaupt nichts mehr sehen können – vor den Fenstern herrscht ein totaler weißer Dunst, und man kann nicht nur die Autos vor oder hinter sich nicht sehen, sondern nicht einmal seine eigene Motorhaube, wenn man aufsteht und versucht sie zu erkennen. Und das alles auf festem Eis…
Die letzte Strecke zum Nordkap ist etwas weniger als 30 Kilometer lang und diese Kilometer sind in mehrere Abschnitte unterteilt. Nachdem alle vor dem letzten Anstieg gewendet hatten, sperrt der Verkehrsdienst schließlich die gesamte Straße ab dem Start. Aber nicht alle Autos haben die Abfahrt überstanden, weshalb einige Abschleppwagen zu Hilfe eilen.
Tatsächlich ist nichts Schlimmes passiert – ein paar Autos sind mit den Rädern an verschiedenen Stellen gegen den Straßenrand geprallt und haben sich einfach festgefahren. Das ist auch ein wichtiger Hinweis zum Fahren im Winter: Besser in der Mitte fahren, da alles weiß ist und nicht klar ist, wo die harte Oberfläche endet, und der Tiefschnee beginnt.
Am nächsten Tag bessert sich das Wetter und die Durchfahrt zum Nordkap ist möglich. Am Ende fahren alle, die wollen, in Begleitung des Verkehrsdienstes langsam bergauf.
Hier sind die Maschinen, die uns den Weg zum Nordkap freiräumen!
Die Kolonne bildet sich vor der letzten Steigung zum Nordkap in etwa 15 km Entfernung. Der Schneepflug fährt voraus, dann die ganze Kolonne und das Verkehrsauto dahinter. Das ist das Fahrzeug, das hier abgebildet ist. Wenn alle bereit sind, setzt sich die Kolonne nach und nach in Bewegung, 30-40 Minuten lang, und 15 km bleiben hinter uns… allerdings nicht so schnell wie auf der Autobahn…
So wie wir hierhergefahren sind, fahren wir auch wieder zurück: Vorne ein großer Konvoi, hinten ein Straßendienstfahrzeug, dazwischen wir alle. Das Wetter hat sich noch etwas gebessert und wir konnten ein paar großartige Fotos machen. Die Abfahrt ist allerdings viel schwieriger als die Bergauffahrt – auf vielen Abfahrten kann man nämlich überhaupt nicht bremsen.
Wenn man die Bremse betätigt, dann bleiben die Räder stehen und das Auto rutscht mit allen Rädern weiter. Deshalb muss man eine lange Strecke von 200-400 Metern zurücklegen, mit einer Geschwindigkeit von 5 km pro Stunde fahren und die ganze Zeit nur mit dem Motor bremsen, ohne das Bremspedal zu berühren. Natürlich legen schlaue Leute vorher Ketten auf die Räder.
Aber wisst ihr, die Ketten sind so tief verstaut, dass wir alles aus dem Auto herausnehmen und sie dann auf die Räder legen müssen, und es ist kalt draußen und die Finger frieren an den Ketten fest…und Handschuhe, übrigens, wo sind die Handschuhe? Im Großen und Ganzen sind wir ohne Ketten davongekommen, aber wir empfehlen euch dringend, nicht so zu sein wie wir – tragt die Ketten schon vor dem Klettern!!!
Unsere Mühen haben uns also zu unserem lang ersehnten Ziel gebracht – wir sind endlich auf dem Nordkap!!!
Seht euch die süßen Trolle an, die wir am Nordkap getroffen haben. Sie sind sehr niedlich und man kann Fotos mit ihnen machen!
Und hier ist unser Auto, das zum Fotoshooting vorfährt!
Selten brechen einzelne Sonnenstrahlen durch die Wolken, dann wird es sehr schön hier am Rande der Erde.
Da die Straße nur ein paar Stunden geöffnet ist, haben wir nur wenig Zeit auf dem Nordkap, es ist Zeit, ein letztes Foto zu machen und für die Rückfahrt zu packen.
Manche Leute wählen jedoch die schwierigste Option – zum Nordkap auf dem Fahrrad bei -25 Grad, in einem monströsen Wind, auf purem Eis… Diese Witterung erinnert fast an einen Strand auf den Malediven mit weißem Sand, warmen Wellen und einem sanften Sonnenuntergang… aber nur fast. Da sind wir froh in einem warmen Auto zu sitzen, in dem es nicht weht, es eine Heizung und gemütliche Musik gibt und von wo aus wir durchs Fenster auf mutige oder verrückte (man kann es sich aussuchen) Radfahrer schauen können…
Im nächsten Bericht erwarten euch ein paar atemberaubende Fotos von Polarlichtern, die wir auf unserer Reise schießen konnten.
Euer Polarlichter Team
Oleg, Gerd und Andrew