Nach Äthiopien auf Umwegen
Liebe Abenteuerfans,
aufgrund der aufkeimenden Konfliktsituation im Sudan es ist uns nicht möglich von Ägypten aus weiter in Richtung Süden zu fahren. Sofort beginnen wir, alternative Wege zu suchen und zu organisieren, um anderweitig nach Äthiopien zu gelangen. Letztendlich entscheiden wir uns für den Weg über Saudi-Arabien und das kleine afrikanische Land Dschibuti. Dieser ungeplante Abstecher birgt unerwartete Abenteuer: Die erste Etappe des Umwegs führt uns über die Arabische Halbinsel.
Besondere Erwähnung verdient die Nacht über den saudischen Städten. Sie ist gut beleuchtet: wie an Schnüren sind die zahllosen Lichter aufgereiht. Hier ist es zudem sicher genug, um mit viel Geduld und Kraft auf die umliegenden Berge zu klettern und einige ausgezeichnete Aufnahmen zu machen. Diese muten nachher wie Luftaufnahmen an.
Und nicht nur die Szenerie ist ein Foto wert: ein ebenso gutes Motiv gibt derjenige ab, der die Landschaft zuvor in Szene gesetzt hat. Natürlich gehört er zu uns.
Auf dieser typischen arabischen Fußgängerstraße nach Sonnenuntergang spazieren alle völlig frei – die Straßen sind von nächtlicher Beleuchtung durchflutet. Auf einer Seite reiht sich ein Restaurant an das andere, auf der anderen befinden sich unzählige Souvenirläden. All dies richtet sich vor allem an einheimische arabische Touristen, weniger an Europäer, Amerikaner oder Chinesen – fast umso spannender ist es für uns zu beobachten, was die Araber interessiert und was man zu lokalen Preisen kaufen kann.
Das sieht absolut erstaunlich aus: Wüste und kein einziger Tropfen Wasser! Fast scheint es, als ob dieses Schild nur für Sand relevant sein kann. Aber es besagt, dass diese Straße nicht befahren darf, wer lediglich die roten Streifen sehen kann. Denn in der Regenzeit kann die Wassertiefe hier über einen Meter erreichen. Dann werden zahlreiche Straßen überschwemmt und das Leben kommt zum Stillstand.
Das ist die Wüste, wie jeder sie immerhin aus Filmen oder vielleicht auch aus seinen ältesten Träumen kennt: Hier sehen wir die klassischen Dünen, in denen wir zuvor übernachtet haben.
Und gleich neben den Sanddünen, auf der anderen Seite, bereits steinige Wüste: Ein Schätzwert besagt, dass in Wüsten der Sandanteil nicht mehr als 50 Prozent beträgt. Auf gröberem Gestein stehen wir in jedem Fall deutlich komfortabler.
In etwa so sieht eine typische Küstengegend in Saudi-Arabiens aus: gigantische Ölraffinerien in der Ferne und riesige Fackeln zur Verbrennung von Begleitgasen. Das Feuer am Boden ist ein kontrolliertes: Hier wird eine Technik verwendet, bei der die Fackel nicht oben auf dem Rohr steht, sondern niedrig und auf großer Fläche angebracht ist.
Ein weiteres Straßenschild, das wir von zuhause kaum kennen: Hier im Nahen Osten gibt es solche nicht selten. Dieses warnt: „Vorsicht, Staubsturmgebiet!“
Die Promenaden in Jeddah, dem größten Hafen Saudi-Arabiens: Dieses Teilstück geht geradewegs aufs Rote Meer zu und steht ganz im Zeichen des Schattens. Ohne Sonnensegel ließe es sich auf den Bänken nur schwer länger als ein paar Minuten aushalten.
Im Hintergrund Wolkenkratzer, Büroleben, Hektik – wofür das alles, fragen wir uns, scheinbar einstimmig mit dem einheimischen Fischer, wenn man einfach so ans Ufer gehen, eine Angel auswerfen und in aller Ruhe auf den nächsten Biss warten kann…
Die Wellen des Roten Meeres brechen am Fuße der Palmen wie auch am Fuße der Wolkenkratzer gleichermaßen: eine eigenartige Analogie, die uns nachdenklich stimmt.
Nicht umsonst gilt das Rote Meer als eines der beliebtesten Ziele für Taucher aus aller Welt: Davon kündet auch ein jeder Besuch auf dem Fischmarkt. Ein wenig erstaunt sind wir darüber, dass uns auf dem Markt in Jeddah keinerlei unangenehme Gerüche belästigen: Es riecht hier nach wirklich frischem Fisch – ein sehr spezieller, aber mitnichten unangenehmer Geruch.
Auf den Verkaufstischen bieten die lokalen Händler Fische in allen Farben des Spektrums feil – rot, blau, grün, golden und sogar lila. Auch die Vielfalt der Formen ist faszinierend. Und wo sonst bekommen wir legendäre Fische wie den Marlin und den Sägefisch auf eine solche Weise präsentiert?
Bei unserer Reise auf der Arabischen Halbinsel tauchen wir auch in die Geschichte der Region ein: So sehen restaurierte Gebäude aus dem Mittelalter aus, die damals aus kleinen Steinen erbaut wurden. Zwischen einigen Steinreihen wurde Holz eingefügt, um die nötige Stabilität zu gewährleisten. Schatten spenden Läden, die an Wänden und Fenstern angebracht sind.
Diese antiken Tore wurden nach dem gleichen Prinzip erbaut. Dieses Beispiel veranschaulicht deutlich die verschiedenen Schichten: Nach einer bestimmten Anzahl Steinreihen folgte eine Holzschicht, bevor es wieder mit Steinen weitergeht.
Mit großer Liebe fürs Detail wurden diese kleinen Laternen gefertigt, mit denen Bäume geschmückt werden. Der Laternenkörper ist aus Holz geschnitzt und stilistisch an die Läden und Balkone der historischen Gebäude angelehnt. Wir nehmen uns die nötige Zeit, genau hinzuschauen.
Diese geschnitzten Läden und Balkone an einem mittelalterlichen Gebäude haben es uns besonders angetan: Es ist höchst interessant, wie verschiedene Zivilisationen die Frage der Fenster in Gebäuden gelöst haben, lange bevor die Technologie zur Herstellung großer Glasscheiben zur Verfügung stanf.
Die wohlhabenden Häuser verfügen über einen kleinen Innenhof, auf den die Innenfassaden ausgerichtet sind. In diesem Gebäude ist ein besonders ungewöhnliches Museum untergebracht. Es ist im Grunde ein Museum für alles: Ethnografie, Natur, Kunst und Archäologie – hier sind unter einem Dach die faszinierendsten Dinge aus dem ganzen Land versammelt. Ein einziges großes Faszinosum – vielleicht ist das die treffendste Beschreibung dieses Museums.
Dies ist nur ein Beispiel für die hohe Kunst der Straßenskulpturen in Arabien – diese symbolisiert Tausende von Schwerter, die Arabien und Allah schützen, während den willkommenen Gästen jedoch der Durchgang freisteht. Besonders faszinierend ist es, sich dieser Komposition an einem sonnigen Tag von der „falschen“ Seite zu nähern: Die Sonne spiegelt sich dann dergestalt, dass sie direkt vor einem zu stehen scheint und man praktisch gezwungen ist, um nicht geblendet zu werden, mit geschlossenen Augen zu fahren.
Manches Motiv regt unsere Fotografen zu gymnastischen Höchstleistungen an: Um den richtigen Blickwinkel zu erlangen, sind wir uns für nichts zu schade.
Auch diese besondere Art Häuser gehört zu den von der UNESCO geschützten Kulturstätten in Arabien. Es handelt sich dabei um eine einzigartige mittelalterliche Architektur – unser Guide versichert uns, dass man ein ähnliches Bauprinzip sonst nirgendwo auf der Welt findet. Zudem erfahren wir en Detail, wie diese Häuser entstanden sind und zu welchem Zweck man sie gebaut hat.
Saudi-Arabien ist ein großes Land – fünfmal größer als Deutschland. Hier gibt es Berge und Täler, Wüsten und Wiesen – mannigfaltige Landschaften, die sich deutlich von denen Europas unterscheiden. So auch die Gepflogenheiten: Gastfreundschaft gegenüber ausländischen Touristen kennen wir auch aus anderen Regionen der Welt oder von zuhause; aber von eben noch Fremden Essen angeboten zu bekommen, aus dem einzigen Grund, dass wir Gäste in ihrem Land und somit auch in ihrem Haus sind – das haben wir bisher nirgends sonst erlebt.
Diese Stadt wird als die violette Stadt bezeichnet, denn auf ihren Straßen wachsen Tausende von Flieder- und Judasbäumen. Der Entwässerungskanal für die Regenzeit wurde hier zu einer wunderschönen Promenade umgestaltet und von lilafarbenen Gehölzen eingerahmt. Während der Blütezeit ist die Stadt ein Touristenmagnet: Von weit her kommen Besucher, einzig um die violette Farbenpracht zu sehen.
Saudi-Arabien ist mitnichten bloß das Ölreich aus Glas und Stahlbeton, Sand und brennender Sonne. Natürlich gibt es das auch. Aber wir finden hier auch prächtige Promenaden vor, grüne Parkanlagen, in denen wir unter Schatten spendenden Bäumen entspannen können, am besten bei einer Tasse arabischem Kaffee.
Um diese mittelalterliche Treppe zu überwinden, muss man vorsichtig mit dem Gesicht zur Wand gehen und sich mit den Händen an den Steinen festhalten, während man nach oben klettert. Nachdem wir es selbst ausprobiert haben, spekulieren wir darüber, wie die Menschen in der alten Zeit wohl diese Treppe erklommen haben – noch dazu mit Eimern voller Wasser und Lebensmitteln beladen.
Wir besuchen eine mittelalterliche Siedlung – die Festung Dhi Ayn. Sie existiert bereits seit über tausend Jahren und hat die größten Kriege auf der arabischen Halbinsel überstanden. Wir schlendern durch ihre Gassen und Korridore, schauen uns die Struktur der Häuser an, in denen Menschen einst gelebt haben.
In der Welt wenig bekannt ist die Küche Saudi-Arabiens. Die moderne arabische Kochkunst hat viele Trends der reichen Expat-Kultur im Land übernommen, seien sie aus Asien, Europa oder Amerika. Sie als authentisch zu bezeichnen, fällt uns demnach schwer, aber wir sind uns alle einig, stets lecker gegessen zu haben und gut bewirtet worden zu sein. Jeder fand immer etwas nach seinem Geschmack, wenn auch die Vegetarier gut beraten waren, eines der zahleichen indischen Restaurants aufzusuchen. Denn die Araber selbst essen kaum etwas ohne tierisches Protein.
Mit diesem wundervollen Abendessen verabschieden wir uns von Saudi-Arabien und machen uns auf den Weg zurück auf den afrikanischen Kontinent – unsere nächste Etappe führt uns durch das kleine Land Dschibuti. Rückblickend sind wir uns einig: der unfreiwillige Abstecher auf die arabische Halbinsel hat sich gelohnt. Gleichwohl freuen wir uns schon darauf, unserer geplanten Reiseroute wieder etwas näher zu kommen.
Euer Abenteuer Touren Team
Kostya, Volker, Andrew und Tsyren