Äthiopien

Wir reisen nach Äthiopien ein, das höchstgelegene Land Afrikas. Es ist ein agrarisch geprägtes Land mit einer Bevölkerung von über 100 Millionen Menschen, von denen der Großteil in Armut lebt. Äthiopien ist einer der größten Kaffee-Exporteure weltweit und das bevölkerungsreichste Binnenland der Welt. Aufgrund seiner bergigen Landschaft sind die Aussichten hier besonders faszinierend. Die Grenzüberquerung verläuft alles in allem schnell und rund – wir werden freundlich empfangen.

Kinder und Jugendliche in Äthiopien haben keine Berührungsängste, erst recht nicht, wenn wir eine Kamera zücken – mit großer Lebensfreude scheinen sie für ein Foto zu posieren. Dass wir sie dafür mit einem Trinkgeld entlohnen, ist eine Selbstverständlichkeit.

Khat ist in Äthiopien legalisiert – dabei handelt es sich um eine pflanzliche Droge, von der uns gesagt wird, sie habe einen ähnlichen Effekt wie Kokain. Die Atmosphäre in diesem Haus erinnert an jene in einem Opiumraum. Die Gäste haben kein Problem damit, fotografiert zu werden – im Gegenteil: sie laden uns ein, näherzukommen.

Von Kindheit an lernen afrikanische Frauen (Männer übrigens auch), allerhand Dinge verschiedenster Art auf dem Kopf zu tragen. Bald tun sie dies mit großer Sicherheit, mit anmutiger Eleganz. Die wallenden Kleider in leuchtenden Farben scheinen diesen Eindruck zu vervollständigen.

In den Städten hängen an den Laternenpfählen nicht selten diese moderaten Schilder, welche das jeweilige Viertel kennzeichnen – diese tragen oft wunderbar einfache Namen wie „Stadt der Liebe“, „Stadt des Guten“ oder, wie hier, „Stadt des Friedens“.

Auf den örtlichen Märkten werden nicht nur Obst, Gemüse und andere Lebensmittel angeboten, sondern auch die verschiedensten Dienstleistungen: bei diesem Schneider beispielsweise kann man sich, direkt auf der Straße, ein maßgeschneidertes Kleid nähen lassen.

So sieht die typische Art des Lebensmittelverkaufs in Äthiopien aus, einem Land, in dem etwa 70 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig ist. Zumeist vollzieht sich der Handel mit den allereinfachsten Mitteln.

Was bei uns allenfalls Oldtimer genannt werden würde, gilt hier noch als brauchbares Fortbewegungsmittel: dieser alte Peugeot wirkt auf die Kinder der Nachbarschaft wie ein Magnet – ein Junge klammert sich am hinteren Stoßdämpfer fest und fährt als blinder Passagier, einige Meter mit.

Das gibt es nur in Äthiopien: wo sonst haben wir die Möglichkeit, auf diese Art Hyänen zu füttern? Hier wird ein Stück Fleisch, einem Köder gleich, auf einen Holzspieß gesteckt, und wer sich traut, nimmt das andere Ende des Stocks in den eigenen Mund. Es kann mitunter einige Zeit dauern, bis die scheuen Tiere ihre Angst überwinden, bis ihr Hunger ihre Scheu besiegt hat. Das Ganze findet am Stadtrand statt, umgeben von gewöhnlichen Wohnhäusern. Derweil passieren Einheimische die Hyänen und uns völlig gelassen, als sei diese Show das Normalste auf der Welt.

So kann man sich die äthiopische Art des Trampens vorstellen: Oftmals wird der Fahrer des Lastwagens gar nicht erst gefragt. An vielen LKWs wurden hinten sogar Drähte angeschweißt oder Akazienzweige mit langen Stacheln befestigt, eigens um zu verhindern, dass Menschen sich festhalten.

Ein typischer Stellplatz in Afrika aus: Wir befinden uns in der Savanne, ganz in der Nähe gibt es heiße Quellen und einen See. Da im großen Gewässer Krokodile ansässig sind, baden wir nur im Kleinen. Sichtlich erholt bereiten wir uns auf die Nacht vor.

Aus einigem Abstand trauen wir uns dennoch heran an die Wasserstelle: Ein mulmiges Gefühl bleibt immer bestehen, auch wenn die Krokodile sich nicht zeigen – es ist das Gefühl von Abenteuer. Es bleibt immer bei, selbst wenn wir nur die harmlosen Vögel und anderen Tiere beobachten, die zum Trinken hierherkommen. Es ist, als könne jederzeit etwas Ungeheuerliches geschehen.

So sehen die Nächte in Äthiopien aus – wenn der Himmel klar ist, wie in dieser Nacht, können wir die Milchstraße in einer Klarheit sehen, wie sie in Mitteleuropa längst undenkbar ist. Sämtliche Sternbilder, die ausfindig zu machen wir ansonsten große Mühe haben, drängen sich dann wie von selbst unseren Blicken auf, werden vor unseren Augen lebendig.

Der typische Ackerbau in Äthiopien – der Pflug besteht nur aus einem Holzbalken und einem Pflugschar, der bestenfalls aus Stahl, in den ärmsten Dörfern sogar nur aus Stein sein kann. Zudem ist der Boden, in dem angebaut wird, bisweilen äußerst steinig. Die Anstrengung, die es hier kostet, selbst den allerbescheidensten Lebensunterhalt zu erwirtschaften, bewegt uns sehr.

Äthiopien beansprucht den Titel des ersten christlichen Landes der Welt; es ist definitiv das erste christliche Land in Afrika. Hier, in den weltberühmten Felsenkirchen von Lalibela, wird das orthodoxe oder byzantinische Christentum praktiziert. Die Kirchen wurden vollständig aus dem Felsen herausgearbeitet. Selbst wenn man, wie wir, unmittelbar davorsteht, fällt es schwer, das zu glauben.

Dieses Foto ist wahrscheinlich in sämtlichen Werbebroschüren für Äthiopien zu finden. Es zeigt die berühmteste Kirche von Lalibela – eine dreistöckige Kathedrale in Form eines gleichschenkligen Kreuzes.

Äthiopien ist das bergigste Land Afrikas – an diesen Landschaften können wir uns kaum sattsehen. Selbst der Staub, der den Horizont vollständig verdeckt, kann diesen atemberaubenden Eindruck von Weite nicht mindern.

Aber wir sind nicht nur wegen der malerischen Aussichten in diese Berge gekommen, sondern auch wegen der Tiere, die hier leben. In den lokalen Bergen treffen wir auf mehrere Affengruppen, die sich ohne große Scheu aus nächster Nähe beobachten lassen.

Diese Primaten haben eine höchst interessante Methode der Nahrungsmittelbeschaffung entwickelt: Dazu ballen sie ihre Finger zu einer Faust und schlagen auf den Boden, wodurch sie die Erde auflockern, und so süße Wurzeln freilegen. In dieser Art arbeiten sie sich durch ihr Territorium: Hinter ihnen bleiben umgepflügte Lichtungen zurück, breite Spuren, anhand derer man leicht die Wege verschiedener Gruppen verfolgen kann.

Vor diesem alten Königspalast im europäischen Stil posieren junge Einheimische mit der äthiopischen Flagge und großem Stolz für unser Foto.

Dieses mittelalterliche Badehaus befindet sich in der Mitte eines riesigen Beckens, das normalerweise trockenliegt. Mehrmals im Jahr, an besonderen Feiertagen, wird es mit Wasser gefüllt und für alle Stadtbewohner geöffnet.

Das Klima und der Boden hier sind, wie an vielen Orten in Afrika, sehr fruchtbar – alles wächst und wächst und noch dazu sehr schnell. Diese Wurzeln haben selbst hohe Steinmauern innerhalb von relativ kurzer Zeit vollständig umrankt. Uns ist beinahe, als könnten wir den Bäumen beim Wachsen, ja, und der Zeit selbst beim Wirken zusehen.

Dieser prächtige Baum beindruckt uns nicht weniger. Wir sind einen Schritt zurückgetreten, beobachten den wilden Wuchs nun aus einiger Entfernung. Die unteren, waagerechten Äste haben einen Durchmesser von etwa einem halben Meter und erstrecken sich bis in eine Entfernung von 20 bis 30 Meter vom Hauptstamm – und das, ohne abzubrechen! Der Eindruck vom sichtbaren Vergehen der Zeit scheint sich umzukehren: Es ist, als sei die Natur hier in vollkommener Robustheit erstarrt.

Es ist wieder einmal an der Zeit, an Bord eines Boots zu gehen, diesmal um eine Nilkreuzfahrt zu unternehmen. Wir sind auf dem Blauen Nil unterwegs – immerhin diese Saison lässt die Frage in uns entstehen, wieso er nicht der Braune Nil heißt. Da wir darauf keine Antwort erhalten, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns zurückzulehnen und die Tour in vollen Zügen zu genießen.

Auf unserer Tour kommt niemals Langeweile auf: In praktisch jedem Moment bietet sich etwas Kleines oder Großes an, um von uns fotografiert zu werden. Von diesem längst natürlich gewordenen Recht machen wir alle unablässig Gebrauch.

Wie könnten wir diesem atemberaubenden Naturschauspiel auch widerstehen – dieser Wasserfall am Blauen Nil ist der größte Wasserfall in Äthiopien und überhaupt der erste, den wir auf unserer Tour durch Afrika zu Gesicht bekommen haben.

Und natürlich gibt es, wo immer es Wasser gibt, auch Vögel in der Nähe. Die Arten kommen uns zwar allesamt bekannt vor, aber von den Mengen, von den schieren Größen der Schwärme machen wir uns in Europa keine Vorstellung! Hier sehen wir Kormorane – da ihre Federn beim Jagen im Wasser nass werden, breiten sie ihre Flügel hernach aus, um sie von Sonne und Wind trocknen zu lassen.

Dieser Bericht ist zwar an seinem Ende angelangt, aber das gilt nicht für unsere Reise durch Äthiopien. Auf der nächsten Etappe werden wir Lucy, äthiopischen Wein, Flusspferde, lokale Stämme und vieles mehr kennenlernen, dass es in Äthiopien noch zu entdecken gibt.

Wir freuen uns schon darauf, dass alles Teilen zu können, und verbleiben mit den besten Grüßen,

Euer Abenteuer-Touren-Team vor Ort,

Andrew, Tsyren und Volker!