Nach der Reise ist vor der Reise
Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,
auch die letzte große Etappe durch die Türkei hat es landschaftlich in sich. Kaum zu glauben, welche landschaftliche Vielfalt dieses Land an der Schwelle zum Orient zu bieten hat.
Der Van-See ist der größte türkische Binnensee und herrlich umrahmt von einer eindrucksvollen Bergkulisse. Die kurze Bootstour zur Insel Akdamar wollen wir nicht missen: Dort befindet sich eine sehr alte armenisch-orthodoxe Kirche, die Aufschluss gibt über die wechselhafte Geschichte dieser Region, deren Überreste wir schon vielfach bewundert haben.
In Dogubayazit haben wir einen sehr exklusiven Stellplatz, praktisch unmittelbar am Ishal-Pascha-Palast. Die Kulisse und die Weite des Raums verschlagen uns den Atem.
Die Berge um uns werden immer höher und karger, von unterwegs haben wir einen wunderschönen Blick auf den 5137 Meter hohen Ararat. Das Dach der Tour ist erreicht.
Je näher wir dem Schwarzen Meer kamen, umso grüner wurde die Landschaft. Fast wie im Himalaya mutete uns die Szenerie an: grüne Hügel vor immer noch schneebedeckten Bergen. Wir sahen Teepflückerinnen, als seien sie Vorboten unseres nächsten Highlights: eine Führung durch eine Teefabrik, während der wir feststellen, dass wir im Grunde längst alle zu Teetrinkern geworden sind. Die Gegend zwischen Hopa und Trabzon ist das größte Teeanbaugebiet der Türkei.
Dann schien die Kompassnadel sich auf Kurs West eingepegelt zu haben: Stundenlang hatten wir das Schwarze Meer zur Rechten und unser Ziel Istanbul, wenn auch in noch weiter Ferne, gleichwohl fest im Fokus. Bei Ordu verlassen wir wieder die Küste und fahren einsame und teilweise rechte kleine Bergsträßchen. Hinter jeder Hügelkette scheint die Landschaft sich zu ändern: grüne Hügel, Stauseen und dann wieder schroffe Berge.
Fast fühlt man sich in den Alpen. Bei den Zwischenstopps in den Teestuben ist es ein Leichtes, mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen. Neugierig und freundlich werden wir nach dem Woher und Wohin gefragt.
Nach soviel Landschaft muss wieder etwas Kultur und Geschichte sein. In Bogazkale schauen wir uns mit Hattusas die Trutzburg der Hethiter an: ein Kulturvolk, das vor über 4000 Jahren die Bühne der Geschichte betrat und auf ungeklärte Weise ca. 700 v.Chr. wieder verschwunden ist.
Tontafeln mit Keilschrift sowie beeindruckende Reliefs belegen die kulturellen Leistungen sowie die engen Handelsbeziehungen der Hetither bis ins heutige Syrien und den Libanon. Wieder einmal wird uns deutlich vor Augen geführt, dass die heutige Türkei ein Schmelztiegel der verschiedensten Kulturen ist.
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Die nächste Etappe wird uns dann zurück über die Küste des Schwarzen Meeres nach Istanbul führen.
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Am Abend träumen wir schon einmal vor: welche Abenteuer werden uns wohl erwarten in der pulsierenden Megacity am Bosporus?
In der Nacht standen wir wunderbar auf einem alten historischen Bauernhof bei Kastamonu. Das über 400 Jahre alte Gehöft wurde liebevoll restauriert; stolz präsentierte uns der Besitzer in siebten Generation das im alt-türkischen Stil eingerichtete Bauernhaus: Eine Augenweide für Liebhaber traditioneller Lebensart.
Abends bekamen wir Besuch vom türkischen Fernsehen – unsere Form des Reisens ist noch nicht sehr verbreitet und Gäste von soweit her sind nicht alltäglich. Weiter geht über die Hafenstadt Amasra am Schwarzen Meer.
Amasra hat eine wunderschöne Lage an einer steil abfallenden Küste. Die Kemere Köprüsü ist eine historische Brücke aus byzantinischer Zeit und Teil der Stadtmauer.
Unser nächster Stopp ist die beschauliche Kleinstadt Safranbolu. Obwohl darüber gestritten werden darf, ob der Name etwas mit dem Safrankrokus zu tun hat, wurde dort eine eindrucksvolle Skulptur der kostbaren Gewürzpflanze in voller Blüte errichtet.
Nachdem wir uns, als Wegzehrung sozusagen, in einem Hamam haben verwöhnen, massieren und die Knochen verbiegen lassen, kamen wir unaufhaltsam in den Strudel der Megacity Istanbul. Unglaublich die Ausdehnung dieser Stadt! Fast endlos fuhren wir an Vororten und Industriegebieten vorbei, bis wir an unserem Stellplatz am Mamarameer angekommen sind.
Obwohl von dort die U-Bahn in die Innenstadt nicht weit ist, genießen wir erst einmal die Ruhe am Rand einer weitläufigen Parkanlage. Die Türken sind Picknick-Weltmeister und wir mitten drin: Auch eine Megacity hat ihre stillen Plätze.
Volle zwei Tage nehmen wir uns Zeit, um diese faszinierende Stadt am Bosporus zu erkunden, wohl wissend, dass das viel zu knapp bemessen ist für eine 15-Millionen-Einwohner-Metropole.
Obwohl wir etliche Kilometer zurücklegen – wie hier über die berühmte Galatabrücke –, haben wir dennoch das Gefühl, bloß einen winzigen Teil des einstigen Konstantinopel für uns entdeckt zu haben.
Allein Monate würde es wohl brauchen, auch nur einen Überblick über all die auf diesem Bazar feilgebotenen Gewürze, Tees und andere Köstlichkeiten zu erlangen. Über dieses Gefühl hilft uns schließlich ein Versprechen hinweg, das wir uns selbst einhellig geben: Wir werden so bald wie möglich zurückkehren nach Istanbul.
Beim Abschiedsessen lassen wir nochmals die letzten sechs Wochen an uns vorüberziehen, erinnern uns gegenseitig an unzählige Anekdötchen der Reise: die Ausgrabungsstätten, die vielfältige Landschaft, die kleinen Straßen, der manchmal etwas chaotische Verkehr, die Stellplätze an den Meeren und im Hochgebirge, die umwerfende Gastfreundschaft – das alles wird uns in schöner Erinnerung bleiben. Schließlich treten alle die Heimreise an: über Bulgarien und seine Schwarzmeerküste, über die Balkanhalbinsel oder via Fähre nach Italien. Viele Wege führen nach Hause: weil auch der Heimweg ein Teil dieser unvergesslichen Reise ist, endet sie also noch immer nicht ganz.
Gleichwohl sagt das Abenteuer Touren Team „Vielen Dank!“ an alle Mitreisenden dieser Pilotreise und wünscht alles erdenklich Gute! Hoffentlich bis zum nächsten Jahr,
Euer Reiseteam: Ute, Thomas und Valery!