Georgien und noch viel weiter.

Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,

willkommen in Georgien! Wir sind an endlosen LKW-Schlangen vorbeigefahren und plötzlich sind wir an der Grenze zu Georgien. Die Beifahrer machen die Grenzüberquerung zu Fuß durch eine riesige leere Halle, die an einen internationalen Flughafen erinnert. Abgesehen von den neugierigen Grenzbeamten, die gerne einen Blick in unsere Autos werfen, verläuft alles reibungslos. Jenseits der Grenze werden wir von Natia, unserer sympathischen örtlichen Reiseleiterin, in Empfang genommen.

Georgien ist schon lange auf dem Weg nach Westen. Nicht wenige Einheimische sehen das Land bereits als einen europäischen Staat, die EU ist hier an einer Reihe von Projekten beteiligt. Seit 2008 entwickelt sich das Land an allen Fronten, vor allem der Tourismus hat in den letzten Jahren einen Boom erlebt.

Batumi, die Hauptstadt von Adscharien, ist eine Mischung aus Tradition, Moderne und Glamour und unser erster Stopp. Wir haben uns direkt im Zentrum der Stadt an der 7 km langen Promenade niedergelassen. Hier reihen sich die wichtigsten modernen Attraktionen aneinander.

Der Alphabet-Turm, ganz rechts im Bild, ein 130 Meter hoher Turm, ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Er symbolisiert das georgische Alphabet, sein Design ist der DNA-Helix entlehnt. In der Nacht leuchtet er in allen Farben des Spektrums, vom Restaurant in der dritten und der Aussichtsplattform in der vierten Etage hat man einen atemberaubenden Blick über die Stadt.

Unser Geburtstagskind heute heißt Daniela. Wir lassen es uns nicht nehmen, sie in gemütlicher Runde zu feiern – bei Wein und allerlei Köstlichkeiten. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und gute Reise, Daniela!

Evropas Moedani (Europäischer Platz: so heißt der Hauptplatz der Stadt. 

In der Mitte des Evropa Moedani steht seit 2007 auf einem hohen Sockel eine Statue von Medea, einer Figur aus der griechischen Mythologie. In ihrer Hand hält sie das Goldene Vlies, das Jason und die Argonauten im Wunderland Kolchis fanden, dessen Gebiet im heutigen Adscharien liegt. Medea, die Tochter des Königs Aietes, verliebte sich in den Griechen Jason: Der Legende nach soll sie die Georgier näher an Europa herangeführt haben.

Bei einem angenehmen Spaziergang durch Batumi begegnen wir einem Rudel streunender Hunde – zumindest ist das unser erster Eindruck: Sie bellen jeden an, der ihnen zu nahekommt. Dabei sind sie, wie wir bei genauerem Hinsehen herausfinden, eigentlich gar keine Streuner: Die meisten von ihnen haben eine Ohrmarke – eine sichtbare Markierung, die besagt: „Ich bin ein geimpfter, kastrierter, nicht aggressiver, netter Hund; ich lebe draußen bei meinen Freunden und brauche etwas zu Essen. Besonders sympathische Besucher begleite ich quasi kostenlos durch die Stadt.“ Aber natürlich ist dieses Begleiten und Unterrichten von Touristen ganz schön ermüdend.

Graffiti ist in Batumi noch echte Straßenkunst: authentisch und inspirierend – die bunten Farben spiegeln sich im regennassen Pflaster des Gehwegs.

Der 26. Mai ist der Tag der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Georgiens und gleichzeitig der Nationalfeiertag. Bei den Feierlichkeiten gibt es verschiedene Aktivitäten für Kinder sowie Konzerte und eine Ausstellung militärischer Ausrüstung.

Ali und Nino – das Symbol des modernen Batumi. Das immer noch aktuelle Drama der tragischen Liebe zwischen dem Muslim Ali und der christlichen Georgierin Nino ist eine Variation der ewigen Geschichte von Romeo und Julia. Die georgische Künstlerin Tamara Kvesitadze schuf im Jahr 2007 die Skulpturen eines Mannes und einer Frau. Jeden Abend setzen sich die Figuren in Bewegung: in verschiedenen Farben aufleuchtend, nähern sie sich einander an und trennen sich wieder. Ganz zusammen kommen sie aber nie.

Am Abend kommen wir alle im Restaurant des Arajian House zusammen. Um einen großen Tisch versammelt, genießen wir allerlei georgische Köstlichkeiten.

Außerdem gratulieren wir unserem heutigen Geburtstagskind. Liebe Sigrid, wir wünschen dir alles Gute. 

Bei den Anblicken hier kommt man als Besucher aus dem Westen kaum umhin, gewisse Vergleiche anzustellen: Befinden wir uns etwa in Monte Carlo?

Oder ist Batumi nicht vielmehr eine Art georgisches Las Vegas?

Um weiter reisen zu können, brauchen wir das passende Schuhwerk: wir finden es unweit der Küste am Schwarzen Meer. Ganz im Gegenteil zum berühmten Märchen passen diese hier gleich der Ersten.

Gut ausgerüstet, geht unsere Reise weiter nach Svanetia. Die Straße dorthin windet sich wie eine Schlange und hat viele Schlaglöcher.  Das Gebiet liegt auf dem Grenzkamm zwischen Russland und Georgien, direkt südlich der monumentalen, fünftausend Meter hohen Bergwand des Großen Kaukasus.

Wir haben uns im Tal des Enguri-Flusses niedergelassen, in der Stadt Mestia, die zu den malerischsten Gegenden des Landes gehört und oft als georgische Schweiz bezeichnet wird.

Wir genießen die fantastische Landschaft ganz unter uns im freundlichen Camp Arina.

Die mittelalterlichen steinernen Wehrtürme (Koschkebi), von denen es mehrere Dutzend gibt, sind ein Wahrzeichen der Region. Sie wurden erbaut, um Schutz und Verteidigung gegen eindringende Feinde zu bieten. Heute dienen sie als Kirchtürme, Lagerhäuser oder Scheunen, während wiederum andere zu Wohnhäusern umgebaut wurden. Wir haben die Gelegenheit, einen Blick ins Innere eines dieser Häuser zu werfen: Da es zu eng für eine Treppe ist, erfolgt der Wechsel zwischen den Stockwerken über eine Leiter.

Wir fahren mit Jeeps nach Ushguli: So heißt eine Gruppe von vier Dörfern in einem Tal am Oberlauf des Inguri-Flusses und am Fuße des höchsten Berges Georgiens, Shkhara, in der Region Oberswaneti. Hier sind eine Reihe von Wehrtürmen und Gebäuden erhalten geblieben, die dem ganzen Tal eine wunderbare Atmosphäre verleihen. Als Teil der Region Oberswanetien gehören einige der Gebäude zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Auf einem Hügel steht die Kirche von Lamaria (Heilige Maria) aus dem 12. Jahrhundert. In ihrem Innern finden wir zahlreiche außergewöhnliche Bildnisse der Namensgeberin sowie anderer Heiliger.

Wie immer erzählt uns unsere Reiseleiterin Natia einfühlsam Geschichten über ihr schönes Land. Sie wird jetzt von einem Leibwächter begleitet, der sie (ein wenig gegen ihren Willen) unter seine Fittiche genommen hat: Es handelt sich dabei um den wahrscheinlich größten aller kaukasischen Schäferhunde. Natia braucht also niemals mehr Angst zu haben.

Beim Anblick der Glocken auf dem Gelände der Kirche von Lamaria vor der atemberaubenden Bergkette im Hintergrund fragt man sich unweigerlich, wie weit hinauf sie wohl zu hören sind, wenn sie einmal angeschlagen werden.

Nach der Rückkehr nach Mestia gehen wir in das kleine örtliche Museum. Das Interessanteste hier ist wohl die Nachstellung der Einrichtung eines früheren Wohnhauses dieser Region. Es gibt einen Stuhl für das Familienoberhaupt an der Feuerstelle, wo die Mahlzeiten zubereitet werden. Die Familie schläft auf einem Etagenbett, unter dem im Winter auch das Vieh übernachtet.

Bevor es weiter in Richtung Tiflis geht, halten wir einen Moment inne. Rückblickend auf viele großartige Erlebnisse während dieser ersten Etappe durch Georgien sagen wir schon einmal „Herzlichen Dank für die Gastfreundschaft!“ und freuen uns schon auf weitere spannende Abenteuer.

Euer Team vor Ort Mirka, Gerd, Natia und Dima.