Überwältigendes Georgien
Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,
wir sind immer noch in Georgien, noch immer überwältigt von der bunten Vielfalt dieses Landes. Bevor es weiter nach Baku geht, halten wir es für mehr als angebracht, noch eine weitere Reihe Eindrücke von hier zu teilen.
Auf dem Weg nach Kutaissi staunen wir bei einem kurzen Halt in der herrlichen Martvili-Schlucht. Das leuchtende Grün des Wassers wirkt verwunschen, fast wie aus einem Märchen.
Kleine Pannen können selbstverständlich nicht ausgeschlossen werden, noch nicht einmal am Team-Camper. Aber kein Problem: das entsprechende Knowhow reist stets mit auf den Abenteuer Touren.
Das Gleiche gilt für große Pannen: Wir begreifen die unweigerlichen Fehler in der Technik nicht nur als eine Störung, sondern als einen Teil des Abenteuers.
Auf einem Parkplatz am Turtle Lake bekommen wir unverhoffte Verstärkung: die fünf freiwilligen Wächter auf insgesamt zwanzig Pfoten Sorgen für die Sicherheit unserer Wohnmobile.
In der Nähe von Tiflis, an der Mündung der Flüsse Aragvi und Kura, liegt Mzcheta, die alte Hauptstadt Georgiens. Sie bildet auch heute noch das Zentrum der georgischen Orthodoxie und wird durch eine Festung geschützt. Wir besuchen das Dschwari-Kloster, dessen Name so viel wie Kreuzkloster bedeutet; es wurde bereits im 6. Jahrhundert erbaut. Der Legende nach errichtete die heilige Christine (Nino) hier im frühen 3. Jahrhundert ein Holzkreuz und bekehrte den iberischen König Mirian III. zum Christentum. Seit 1996 gehört es zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Swetizchoweli-Kathedrale, die „Kathedrale der lebenspendenden Säule“, stammt aus dem 11. Jahrhundert. Bei inspirierten Gesprächen diskutieren wir die ihr nachgesagten Ursprünge: die Kathedrale soll an der Stelle erbaut worden, an der eine Zeder stand, die aus dem Gewand Jesu gewachsen war. Die Zeder wurde auf Geheiß der Heiligen Nino gefällt und zur besagten Säule verarbeitet.
Chinkali heißt das georgische Nationalgericht, das auf keiner Festtafel fehlen darf. Es ist nicht ganz unwichtig, dass man diese mit Fleisch gefüllten, saftigen Teigtaschen auf die richtige Weise isst: Dazu fasst man den Knödel an der oberen Spitze und beißt ein Stück darunter ab, um den köstlichen Saft herauszusaugen. Der Rest wird dann im Ganzen gegessen – mit Ausnahme der harten Oberseite, die man auf einem Teller ablegt. Das alles geschieht nur mit den Händen, ganz ohne Besteck.
Der Besuch in der Weinhandlung endet mit einer Verkostung von hausgemachtem Tschatscha, einem traditionellen Tresterbrand, der in der Regel aus weißen Trauben gewonnen wird. Was einst bloß ein Nebenprodukt der Weinherstellung war, genießen wir heute in vollen Zügen. Gestärkt gehen wir auf einen Rundgang durch die Altstadt von Tiflis.
Die allgegenwärtige Straßenkunst erfrischt auf angenehme Weise die Atmosphäre der Stadt. Diese Skulptur zweier ruhender Männer lädt geradezu zur Interaktion ein: Einer von uns gesellt sich kurzerhand dazu.
In den zahllosen Straßengalerien der Hauptstadt entdecken wir nicht nur einheimische Originale der lebendigen georgischen Malereiszene…
…sondern auch die eigenwilligen georgischen Varianten von Vincent van Gogh und Frida Kahlo. Aber hier werden nicht nur Leinwände und Jeansjacken bemalt…
…sondern im Grunde alles, was eine halbwegs plane Oberfläche aufweist: hier die Karosserie eines zwar in die Jahre gekommenen, aber dank Makeup geradezu jugendlich wirkenden (und sehr gut bewachten) Busses…
…sowie die Fassade eines Restaurants: Auch hier fühlen wir uns, umgeben von sanft zwitschernden Pastellfarben, bestens aufgehoben.
Eines der besonderen Markenzeichen von Tiflis sind die Holzhäuser mit aufwendig geschnitzten Balkonen. Von dort oben hat man den besten Ausblick auf die charmanten Plätze ebenso wie auf die Passanten der Reisegruppe Abenteuer Touren, die, mit Kameras im Anschlag und gereckten Hälsen, durch die Altstadt flanieren.
Die Friedensbrücke ist eine moderne Fußgängerbrücke über den Fluss Kura. Sie verbindet die Tifliser Altstadt mit dem neu gestalteten Rike-Park. Die gläserne Überdachung leuchtet jeden Abend in den verschiedensten Farben und trägt somit maßgeblich zum urbanen Lichterspiel der Nacht von Tiflis bei.
Die orthodoxe Kathedrale der Heiligen Dreifaltigkeit (Sameba) ist eines der größten religiösen Gebäude des Landes und wurde 2004 eingeweiht. Sie zeichnet sich durch ihre einzigartige Mischung aus traditionellen georgischen Quellen und modernen architektonischen Stilen aus. Übrigens muss auch in einer modernen Kirche die Kleiderordnung eingehalten werden: Mit unbedeckten Armen würden wir nicht eintreten dürfen.
Tiflis hat uns sehr gut gefallen – davon zeugen unsere Gesichtsausdrücke: Eine kontrastreiche Mischung aus alten christlichen Denkmälern neben modernen architektonischen Gebäuden, bunten Häusern mit Glaserkern neben breiten grünen Boulevards, ausgezeichnetem Wein und Cognac, allgegenwärtiger georgischer Kunst und Musik, die durch die Straßen klingt. Und doch gilt es einmal mehr, das Schöne hinter uns zu lassen und zu neuen Ufern aufzubrechen.
Östlich von Tiflis, im Familienweingut Gugoshvili im Dorf Akhalsopeli, das im Tal des Alazani-Flusses am Fuße des Großen Kaukasusgebirges gelegen ist, finden wir diesen altertümlich anmutenden Einspänner, den irgendwer hier abgestellt haben muss. Über den Inhalt der darauf lagernden Amphore können wir vorerst nur rätseln.
Unser einhelliger Verdacht bestätigt jedoch sich bald: Bei einer Weinprobe genießen wir nicht nur den köstlichen Rebensaft, sondern zudem die georgische Gastfreundschaft, mit allem, was dazugehört.
Zum Abschluss kochen diesmal vor allem die Männer. Wir versuchten uns an einer beliebten tschutschelischen Delikatesse: Nüsse an einer Schnur, die in eine Mischung aus Weinsaft und Mehl getaucht werden. Wir sagen: Guten Appetit, außerdem: Danke, Georgien!
Die Zeit in Georgien war reichhaltig gefüllt mit Abenteuern, und freilich dennoch viel zu kurz. Aber keine Sorge, ein dickes Trostpflaster haben wir in petto: Von hier geht es nämlich weiter nach Baku, in die Hauptstadt Aserbaidschans und bevölkerungsreichste Metropole des gesamten Kaukasus. Spätestens dort sehen wir uns wieder. Bis dahin,
Euer Team vor Ort Mirka, Gerd, Natia und Dima.