Baku, eine orientalische, bisweilen futuristische Metropole

Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,

wir haben Georgien hinter uns gelassen und sind nun in Aserbaidschan: der Name trägt das Wort „Azer“ in sich, es entstammt dem Altaserbaidschanischen und bedeutet Feuer. Die Aserbaidschaner betrachten sich selbst nämlich als eine Nation von Feuerwächtern. Dieses Element ist auch mit der lokalen Religion verbunden – dem Zoroastrismus: Es ist deren heiliges Symbol, der Anfang und das Ende von allem.

Nach Baku, dem Paris des Ostens, sind wir nicht gefahren – nein: wir sind geflogen. Unsere Autos bleiben derweil in Georgien am Grenzübergang „Rote Brücke“ im Raum Kirach-Mughanlo.

Baku ist die Hauptstadt Aserbaidschans: eine orientalische, bisweilen futuristische Metropole, angrenzend ans Kaspische Meer und landeinwärts umgeben von gigantischen Ölfeldern. Der Reichtum aus dem Schwarzen Gold ist hier allenthalben zu sehen: Klassische Gebäude stehen neben traditionell-arabischen und modernsten Bauten, designt von führenden Architekten.
Eine umfassende Schönheit, welche die Moderne und die Geschichte verbindet – wie dieser Blick über die Altstadt auf die Flame Towers.

Im gleißenden Licht spazieren wir durch die gepflasterten Straßen, bewundern die alten Gemäuer genauso wie die modernen Kunstwerke.

Das historische Zentrum von Baku heißt Icheri Sheher, auch bekannt als „Die Festung“. Das UNESCO-Weltkulturerbe ist von alten Mauern umgeben und größtenteils aus Marmor gebaut. Hier sehen wir zahlreiche Moscheen, orientalische Karawanserei-Gasthäuser und alte Befestigungsanlagen.
Die Altstadt wurde von den Königen der Shirvan-Dynastie erbaut. Da ihr ursprünglicher Sitz bei einem Erdbeben im 12. Jahrhundert zerstört wurde, verlegten sie den Mittelpunkt ihres Reiches nach Baku.

Das Atelier des Barfußkünstlers Ali Shamsi befindet sich in der Kichik-Qala-Straße. Seine Außendekoration lässt den Fotografen unter uns kaum eine Wahl. Hier läuft niemand vorüber ohne innezuhalten.

Bildung ist in Aserbaidschan sehr wichtig: Ihr wurde ein einfaches, aber vielsagendes Denkmal gesetzt – in Form eines scheinbar wackelnden Bücherstapels, der viel Raum lässt für einige interessante Interpretation. Wir können ihn nicht davor bewahren umzufallen. Welche Kraft aber sollte dies auch bewerkstelligen?

Auch das Nizami Museum für Aserbaidschanische Literatur ist ganz dem Bücherwissen gewidmet: Es ist in einem wunderschönen Gebäude untergebracht, das mit Statuen von Schriftstellern geschmückt ist. Den Schwerpunkt des Museums bildet eine Sammlung von Manuskripten aus Aserbaidschan, Russland und dem Fernen Osten.

Mitten im Herzen der Altstadt liegt der mittelalterliche Marktplatz. Heute dient es als offenes Museum, in dem archäologische Funde ausgestellt werden.

Auch hier sind die tierischen Wächter praktisch allgegenwärtig: Die örtlichen Straßenkatzen beschützen ihr Revier mit strenger Disziplin.

Das Wahrzeichen von Baku ist der Jungfrauenturm – ein Turm, dessen Wurzeln bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Das älteste Gebäude der Stadt dient heute ebenfalls als Museum. Neben der Präsentation zum aktuellen Stand der Forschung zum Turm werden auch antike Artefakte ausgestellt. Noch immer ist nicht eindeutig geklärt, wozu er errichtet wurde – ob als astronomisches Observatorium, für die Zwecke der zoroastrischen Religion oder schlichtweg zur Verteidigung.

Der Name Baku kommt vom persischen Bad Kube, was so viel wie „vom Bergwind angefacht“ bedeutet – oder „die Stadt, in der der Wind weht“, wie sie von den Poeten genannt wird. Oben auf dem Jungfrauenturm erfahren wir im eigenen Leib, dass sie wie immer Recht haben, die Dichter

Der Schirwanschah-Palast ist ein restaurierter Komplex aus Moscheen, Palästen, Bädern und einem Grab aus der Zeit der Schirwanschah-Dynastie, die Aserbaidschan mehr als 1.000 Jahre lang regierte. Im 15. Jahrhundert erbaut ist es heute ein Geschichtsmuseum, das sich auf die Ära der Schirwanschahs und die Kultur Aserbaidschans im Allgemeinen konzentriert.

Wir würdigen die Erinnerung an den Schwarzen Januar in der Märtyrergasse. Dieses Denkmal ist den Opfern des gewaltsamen Angriffs der Sowjetarmee auf die Bevölkerung von Baku im Januar 1990 gewidmet. Am Ende der Allee steht das Shahidlar-Denkmal mit einem Schein aus ewigem Feuer, dessen Wärme heute auch unsere Wangen erreicht.

Die beste Aussicht auf die Stadt bietet die Martyr’s Lane-Terrasse im Upland Park. Hier ist genug Platz, damit jeder von uns in der ersten Reihe stehen kann.

Die vielleicht beste Art, das Meer in Baku zu genießen, ist ein Spaziergang entlang der Hauptpromenade – dem Baku-Boulevard. Wie in England pünktlich zum Tee um fünf versammeln sich die Aserbaidschaner zu Tee und Süßigkeiten. Auch wir lassen uns dieses elegante Vergnügen nicht nehmen.

Auch beim anschließenden Essen haben wir nicht geknausert. Unter den Besten haben wir gewählt: Am meisten sagte uns das Restaurant Shah zu, das auf traditionelle aserbaidschanische Küche spezialisiert ist. Das Essen hier ist deliziös, der Service professionell und äußerst freundlich.

Mitten im Qobustan-Nationalpark finden wir uralte Schnitzereien in den Felsen und in den Höhlen. Man sagt, dass es über sechstausend davon gibt! Wir besuchen das Museum, in dem die historische Besiedlung der Gegend auf interaktive Weise erklärt wird. Dort wird zudem die gesamte Geschichte Aserbaidschans anschaulich dargestellt.

Die Gravuren stellen Menschen, Tiere, Alltagsgegenstände, Planeten usw. dar. Wir erkennen ohne weiteres Krieger, schwangere Frauen, große Schiffe – die Petroglyphen (Gravuren) und Piktogramme (Malereien) sind zutiefst faszinierend, vor allem für die Geschichtsinteressierten unter uns.

Das Warnschild für Schlangen im Qobustan-Nationalpark mutet wie ein Verkehrszeichen an: Durchfahrt Verboten für Schlangen. Es erinnert uns einmal mehr daran, dass wir uns auf einer echten Abenteuer Tour befinden.

Ein Besuch der Schlammvulkane von Qobustan macht uns großen Spaß: endlich wieder vier Räder, die uns tragen, wenn auch mit fremden Fahrern. Wir brauchen Allradautos, um zu den Vulkanen zu gelangen – andere Fahrzeuge kommen mit der staubigen und zerfurchten Straße nicht zurecht.

Und dann die einzigartigen Vulkane! Sie sehen wie kleine Pyramiden mit Seen aus, aus denen Schlamm quillt. Manche, wie dieser hier, blubbern ununterbrochen, andere spucken bei gelegentlichen Ausbrüchen ihren Schlamm hoch in die Luft.

Der Schlamm ist grau, kalt und…nun ja…auch sehr rutschig. Einer von uns nimmt ein unfreiwilliges, immerhin nur halbes Bad und posiert dann für das Foto des Tages.

Das Ağa Mikayil Hamamı ist ein Hamam, ein traditionelles Dampfbad, das auch türkisches Bad oder Orientalisches Bad genannt wird. Wir genießen Entspannung der alten Schule mit einem ganz eigenen Charme: die Damen von den Herren getrennt. Das Personal ist immer nett und freundlich.

Ein Gruppenfoto verleiht dem einen oder anderen Flügel, einen Heiligenschein gar und lässt uns alle in einem außerordentlichen Neonlicht erstrahlen.

Wer hat schon einmal ein Gebäude gesehen, das wie ein aufgerollter Teppich aussieht? Keiner? Wir auch nicht, zumindest nicht vor unserem Besuch in Baku.

Im Inneren dreht sich alles um aserbaidschanische Teppiche: Wir finden hier Teppiche und Läufer, die vermittels verschiedener Techniken hergestellt wurden, aus verschiedenen Epochen und Regionen Aserbaidschans stammen. Zudem Keramik, Kunsthandwerk, Schmuck, allerhand historische Dekorationsartikel und vieles mehr.

Es ist Zeit, sich zu verabschieden. Wie schon oft zuvor fällt es uns besonders schwer, einen Ort zu verlassen, an dem wir uns sehr willkommen gefühlt und an dem das Essen alle unsere Geschmacksnerven getroffen hat. Wir haben Kosmische Landschaften gesehen, Schlammvulkane am eigenen Lieb gespürt, saftige Früchte genossen, nette Menschen kennengelernt, energiegeladene Lieder gesungen – das alles hat uns auf dieser Reise begleitet.

Wir sagen einmal mehr Danke, diesmal Danke sehr, Baku.
Euer Team vor Ort Mirka, Gerd, Natia und Dima.