Zurück nach Georgien geradelt.

Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,

Georgien ist ein Paradies für Reisende – Strände und schneebedeckte Gipfel, Halbwüsten und grüne Hügel, Weltreligionen, Asien und Europa, Antike und Mittelalter treffen hier aufeinander. Alle Eroberer haben Georgien durchquert, von Ost nach West oder von West nach Ost. Und sie haben hier ihre Fußspuren hinterlassen. Offenbar auch, damit wir ihnen nachspüren können.

Daher kehren wir nur allzu gerne dorthin zurück: es gibt noch immer viel zu entdecken.

Napareuli ist ein Dorf in der Nähe von Telavi in der Region Kachetien. Es ist berühmt für seinen Wein, der nach ihm benannt ist. Wir halten auf dem Gelände des Twins Wine House – eine kleine Oase inmitten der Weinberge, die uns eine echte Erholung bietet. Wir besichtigen das Weinmuseum und probieren die verschiedenen Weinsorten. Sie werden noch immer auf traditionelle Weise hergestellt – typisch für Kachetien.

Das wichtigste Element in Oasen ist natürlich Wasser: Das Schwimmbad des Hotels lassen wir uns ebenso wenig entgehen wie das Restaurant. 

Ein besonderes Schmuckstück Georgiens ist die Festung Ananuri, die direkt an der Hauptstraße von Kasbeg nach Tiflis liegt. Die Burg ist direkt am Zhunvali-Stausee gelegen, der von den Flüssen Aragvi und Pshavis gespeist wird. Die ältesten Teile der Festung stammen aus dem 13., ihre heutige Form erhielt sie im 17. Jahrhundert. Der gesamte Komplex besteht aus einer hohen Steinturm-Mauer, die zwei Kirchen, einen Wachturm, einen Brunnen und ein Wasserreservoir schützt. Viele von uns werden vor allem von einer der Kirchenfassaden in den Bann gezogen, an der wunderschöne Reliefs mit Tier-, Pflanzen- und keltischen Motiven eingemeißelt sind.

Dieser gelb blühende Hügel in der Nähe von Ganisi scheint einem Märchen zu entstammen, oder vielmehr einem unserer kollektiven Träume.

In der Nähe der Grenze zu Südossetien, unterhalb des erloschenen Vulkans Kasbek, dem mit 5047 Metern dritthöchsten Berg Georgiens, wurde auf über zweitausend Metern Höhe die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit erbaut. Wie aus Ehrfurcht halten wir kurz unterhalb noch einmal für einen Schnappschuss inne.

Die Gergetier Dreifaltigkeitskirche überragt die Stadt Stepantsminda und ist bis heute ein wichtiger Wallfahrtsort sowie eines der Wahrzeichen Georgiens. Sie wurde im 14. Jahrhundert erbaut und diente in Zeiten der Gefahr als Schatzkammer.

Die Einsamkeit dieser Kirche inmitten der Natur und der atemberaubende Blick auf das Kaukasusgebirge schaffen eine einzigartige, energiegeladene Atmosphäre.

Wenn die Schafe frühstücken gehen, muss unser Frühstück noch eine Weile warten. Wir gernieren derweil unseren morgendlichen Appetit mit dem Anblick des weitreichenden Panoramas, dem die passierende Herde noch den letzten Schliff verleiht.

Dieser steile Gebirgshang mutet an, als habe ihn Mutter Natur höchstpersönlich mit grünem Samt überzogen. Der Einfall des Lichts tut sein Übriges, konturiert die Züge des Hangs für das perfekte Foto.

Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein gewöhnlicher Berg, auf den zweiten scheint sich etwas auf dem Hügel zu erheben. Erst auf den dritten Blick erkennen wir, dass dort tatsächlich eine Stadt auf dem Hügel steht: Uplisziche, die unsichtbare Stadt auf dem Felsen. Nur ein etwa meterhohes Loch markiert den Eingang zur Festung, beinahe übersehen wir ihn.

Aber dann zwängen wir uns hinein und nehmen die Treppe durch den Felsen zur Spitze des Hügels, wo sich die eigentliche Festung befindet. Dieser Ort diente den Menschen schon in der Bronzezeit als Wohnstätte. Im 6. Jahrhundert v. Chr. begann man schließlich, die Stadt in den Felsen zu meißeln. Ihre strategische Lage an der Seidenstraße verhalf ihr zu Wohlstand; im Laufe der Zeit entwickelte sie sich zu einem der regionalen Zentren.

Das Christentum kam im 4. Jahrhundert nach Georgien. Eine der vielen, meist orthodoxen Kirchen im Land befindet sich ebenfalls in Uplisziche; die Fürstenkirche wurde im 10. Jahrhundert erbaut.

Das Innere der Fürstenkirche ist mit wunderschönen Fresken geschmückt. In ihrer Anschauung wird das Heiligtum lebendig, unsere Blicke und diejenigen der Gläubigen vor Ort sind es, die es aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken scheinen.

Unsere örtliche Führerin Teia erzählt uns auf anschauliche und immer kurzweilige Weise alles Wissenswerte über Uplisziche und seine lange Geschichte. Gebannt lauschen wir ihren spannenden Ausführungen.

Der Schönheit des Kaukasus tun selbst aufziehende Regenwolken keinen Abbruch – im Gegenteil: die Schatten, die sie auf die grünen Hügelketten werfen, scheinen diese überhaupt erst für uns begreifbar zu machen.

Auch in Wardsia hat man Bauwerke in die Felsen gehauen, auch diese beeindrucken nach mehreren Jahrhunderten noch durch ihren Einfallsreichtum und ihre Schönheit. Es wirkt auf uns, als hätte jemand den Felsen mit einem Messer aufgeschnitten und diesen Ameisenhaufen von Menschenhand freigelegt. Die Klosterstadt Wardsia wurde vor neun Jahrhunderten in den Berg Erusheta gehauen.

Der georgische König Giorgi III. gründete die Stadt als Bollwerk gegen die zerstörerischen Angriffe der benachbarten Perser und Türken. Später wurde hier ein Kloster errichtet, der Ort diente als sicherer Hafen in Kriegszeiten. In den felsigen Räumen befanden sich 3.000 Zellen auf sieben Etagen, in denen bis zu 50.000 Menschen untergebracht werden konnten. Neben den Wohnräumen gab es auch eine Schatzkammer, eine Kirche, eine Bibliothek, Bäckereien, Ställe und Tanks.

Die Wasserversorgung erfolgte über ein ausgeklügeltes Rohrsystem. Wir denken vergeblich darüber nach, wie die tägliche Versorgung einer so großen Zahl von Menschen logistisch zu bewerkstelligen ist.

Die Erhabenheit des Bauwerks wird durch die massive Felswand, die sich hoch über den Fluss Kury erhebt, verdeutlicht. Besonders bei Dunkelheit ist die beleuchtete Anlage beeindruckend: golden schimmert der Fels zur blauen Stunde vorm abendlichen Himmel. Mehr als 750 Räume auf einer Fläche von 900 Quadratmetern sind erhalten geblieben. Wir können sie frei durchwandern und die Schönheit des Berges, die Dunkelheit seiner Tunnel und die Pracht der umliegenden Landschaft, den Kleinen Kaukasus, in Ruhe genießen.

Der funktionale Glockenturm ist neben einem prächtigen Säulenportal, einem großen Saal in Form eines Tonnengewölbes sowie Apsis und Narthex nur eine der Sehenswürdigkeiten der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt, die als die Hauptattraktion von Wardsia gilt.

Noch heute lebt hier eine kleine Gemeinschaft von Mönchen: Davon zeugen die emsig gepflegten Blumenkästchen auf den den Zimmern vorgelagerten „Balkonen“.

Der kostbarste Punkt des Programms ist der Besuch der Diamantbrücke über die Dashbashi-Schlucht. Diese einzigartige Attraktion wurde erst kürzlich eröffnet. Ihre Besonderheit ist eine Konstruktion aus Glas und Stahl in Form eines Diamanten in der Mitte der Brücke: Darin ist eine Bar mit Panoramablick untergebracht. Die Fertigstellung der Konstruktion dauerte drei Jahre, sie wurde von dem georgisch-israelischen Investor Kass Group errichtet. Derzeit wird versucht, sie ins Guinness-Buch der Rekorde als „größte und höchste hängende Struktur der Welt“ eintragen zu lassen.

Die Mutigsten unter uns trauen sich und erhaschen nicht nur eine spektakuläre Aussicht auf die Umgebung der Schlucht, sondern auch auf die Schlucht selbst: pfeilgerade von oben in den Abgrund hinein. Möglich gemacht wird dies durch ein gläsernes Segment im Boden der Brücke.

Für diejenigen, denen weder die Fußgängerbrücke noch die Bar aus Glas extrem genug war, gibt es eine weitere Möglichkeit: Neben der Brücke verlaufen Seile, auf denen man die Schucht mit dem Fahrrad überfahren kann.

Auch wenn das letzte Foto den Anschein erwecken mag, die Reise führe ab dem Ende dieser Etappe ins Ungewisse, wissen wir doch zu jedem Zeitpunkt genau, wo wir sind und wohin es geht: immer weiter, zu den nächsten Abenteuern. Aber vorerst sagen wir erst einmal: „Vielen Dank Georgien!“

Euer Team vor Ort Mirka, Gerd, Teia und Dima.