Unterwegs im Iran

Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,

wir haben lange Zeit nichts voneinander gehört, und das aus gutem Grund: Denn wir reisten durch Länder, in denen die Internetverbindung nicht stark genug war, um die Fotodateien zu versenden. Die Spannung wurde dadurch nur gesteigert: Die Erlebnisse, die wir hatten, waren erstaunlich – endlich können wir sie mit euch teilen.

Der heutige Iran befindet sich auf dem Gebiet des ehemaligen Persiens. Die exponierte geografische Lage des Landes, das im Norden vom Kaukasus, im Süden von der Arabischen Halbinsel, im Osten von Indien und China und im Westen von Mesopotamien und Syrien begrenzt wird, hat es von jeher prädestiniert zum Schauplatz bedeutender historischer Umwälzungen und Ereignisse: Es wurde von Alexander dem Großen verwüstet, von Marco Polo durchquert auf seinem Weg über die Seidenstraße, und auch Dschingis Khan war hier. Spätestens anhand dieser Aufzählung wird deutlich, dass ein Besuch im Iran ein unvergessliches Erlebnis ist. Nach 5 Stunden komplizierter Prozeduren an der Grenze und mit der Hilfe unseres örtlichen Reiseführers Sirous gelang uns die Einreise schließlich aber ohne Probleme.

Unser erster Eindruck? Ein Gemälde, ein Gedicht aus Himmel und Erde, Bergen, Grün und Wolken. Der Iran heißt uns willkommen.

Bei unserem ersten Kennenlernen in der Nähe des Imperial Hotel von Jolfa vergewissern wir uns gemeinsam des noch fremden Kulturkreises und unseres Umgangs damit: Wir respektieren die Traditionen des Landes; die Damen tragen Schleier, die Herren lange Hosen; das Alkoholverbot ist real, ein Verstoß dagegen mitnichten nur ein Kavaliersdelikt.

Persien ist zum Synonym für orientalische Geheimnisse, wunderschöne architektonische Kunstwerke, fantastische Moscheen und Handelsrouten geworden. Wer wie wir den Iran betritt, kann sich darauf einstellen und freuen, diese Spuren des persischen Erbes im ganzen Land verstreut zu finden. In Tabris vermischt sich die Kultur der nahen Türkei und Aserbaidschans mit der des heutigen Iran. Es liegt direkt an der Route der Seidenstraße.

Die Blaue Moschee in Tabris wurde 1465 auf Geheiß von Jahan Shah aus der Familie Karakoyunlu erbaut. 1773 durch ein Erdbeben schwer beschädigt, begannen 1973 Wiederaufbauarbeiten, die jedoch bis heute nicht abgeschlossen sind. Die Moschee ist aus Ziegeln auf einem quadratischen Grundriss erbaut, mit einer Kuppel im zentralen Teil. Das Innere ist reich verziert mit blau getönten Mosaiken und in Marmor gemeißelten Inschriften.

Unser lokaler Guide Sirous führt uns in den Kontext von Geschichte, Architektur und Kultur ein. Sein Wissen darüber ist schier unerschöpflich. Selbstverständlich haben wir alle die Schuhe vor Betreten der Moschee ausgezogen.

Abends, nach 22. Uhr, wenn es kühler wird, gehen viele iranische Familien mit ihren Kindern auf Promenade spazieren oder auch ins Restaurant.

Die Iraner lieben Picknicks. Sie genießen das gesellige Beisammensein in einem der zahlreichen Stadtparks, in den Bergen der Nationalparks oder auch einfach an den Straßenrändern interessanter Orte.

Allerorts treffen wir auf die sehr beliebten Bronzestatuen, die oft alltägliche Aktivitäten darstellen und damit die öffentlichen Plätze verschönern.

Die nächste Geburtstagsparty steht an, diesmal in der Nähe des Strands am Kaspischen Meer in Anzali. Wir feiern diesmal gleich doppelt: Unsere Geburtstagskinder Caroline und Elisabeth (5.v.r. und 6.v.r.) laden uns in ein Restaurant ein, wo wir in geselliger Runde das Beste der lokalen Küche genießen.

Das Nationalgericht des Iran ist der Kebab in Form von aufgespießtem Hackfleisch oder Hühner-, Lamm- oder Rindfleischstücken. Das Fleisch wird über Holzkohle gegrillt und mit Reis in Safrankruste, gegrillten Tomaten und frischem Brot serviert. Nushedjan!

Nein, Sie sehen weder doppelt noch dreifach: Das Phänomen des Blauen Nissan ist im Iran praktisch allgegenwärtig. Wir sehen dieses zwar in die Jahre gekommene, aber zeitlose Modell überall – der Pick-up-Truck nimmt alles mit, er fährt überall hin, er funktioniert für alle, kurzum: Er kann alles.

Die Fülle an reifem, schmackhaftem Obst und Gemüse auf den lokalen Märkten ist eine Augenweide: Hier findet jeder von uns das Passende fürs Abendessen.

Die schiere Menge sowie die riesige Auswahl überwältigt uns nicht selten: nicht einfach, sich zu entscheiden, wenn im Grunde alles gleich verlockend ist.

„Erleichterung“ gegen die bunte Fülle verschafft uns die nächste Etappe: Die Straße nach Teheran führt durch eine trockene, auf den ersten Blick karge Landschaft. Aber hier, in der Provinz Teheran, wird durchaus Landwirtschaft betrieben: Ein Ölbaum reiht sich an den nächsten. Die Oliven werden dann für verschiedene Pickles und Saucen eingelegt. Mit am beliebtesten ist eine besonders köstliche Walnusspaste.

Für uns herrscht hier erstmal absolute Verkehrsanarchie: Autofahrer halten sich nicht an die Verkehrsschilder, fahren gegen die Fahrtrichtung und über rote Ampeln, Blinker sind hier völlig überflüssig. Aber seltsamerweise funktioniert alles. Nach einer Weile verstehen wir, dass hier Regeln allenfalls Richtlinien sind, an die man sich halten, die man aber oft getrost vergessen kann.

Sobald wir loslassen und uns anpassen, geht es augenblicklich leichter: Wir lassen uns den Verkehrsfluss fallen und werden mitgetragen. Und eine Hupe ist hier nicht, wie zuhause oft, ein Mittel der Rüge – nein, im Gegenteil: Man bittet damit um ein wenig Platz oder bedankt sich, grüßt freundlich „Welcome to Iran!“

Der iranische Markt ist subventioniert und wird gleichzeitig von der Regierung kontrolliert. Wir tanken mit einer Sondergenehmigung, die unser Guide Sirous im Voraus besorgt hat. Und der Preis? Für uns Touristen ist es 100% teurer: Das heißt anstatt 1 Cent zahlen wir 2 Cent pro Liter Sprit!

Die Reise durch das alte Persien und den heutigen Iran führt uns zu einem riesigen Koloss namens Teheran. Die Hauptstadt der Islamischen Republik Iran liegt in einem Tal unterhalb des Elburs-Gebirges, hinter dem sich das Kaspische Meer erstreckt. Seit Jahrhunderten ist Teheran die wichtigste Stadt des Landes, heute leben hier fast 10 Millionen Menschen. Von einem einzelnen Stadtzentrum kann hier nicht die Rede sein, es gibt deren viele. Gängig ist die Unterteilung in das höher gelegene Nord-Teheran und das tiefer gelegene Süd-Teheran. Wir parken auf einem großen Gelände am südlichen Rand der Stadt in der Nähe des Mausoleums von Ayatollah Khomeini.

Die letzte Ruhestätte von Ajatollah Khomeini ist ein großer Komplex, der einer modernen Moschee oder Pilgerstätte ähnelt. Der Sarkophag selbst befindet sich auf der Rückseite des Komplexes.

Der von der UNESCO geschützte Golestanpalast ist der Stolz von Teheran. Der einstige Regierungssitz der Kadscharen-Dynastie ist die größte Attraktion der Altstadt. Die Kadscharen waren die letzten, die den Iran vor dem Aufstieg der berühmten Pahlavi-Familie regierten.

Die Wände des Golestanpalasts sind mit Gemälden, Szenen von Jagden, Armeemärschen, Musikfesten und der Natur geschmückt. Im Inneren befinden sich Säle voller Spiegel, historische Möbel und draußen im Garten thronende Löwen aus Alabaster. Diese geballte Pracht macht viele von uns sprachlos.

Die traditionellen persischen Basare zeigen uns eine Welt, die wir von daheim nicht kennen. Die schmalen Gänge sind überdacht und auf beiden Seiten von Geschäften gesäumt. Die Verkäufer sitzen in erhöhten Bereichen ihrer Läden, schlürfen Tee und unterhalten sich mit ihren Nachbarn. Sie erklären uns ihre tiefe Überzeugung, dass jeder, der sie sucht, sie auch finden wird. Es herrscht fast eine familiäre Atmosphäre. Jungen laufen mit verschiedenen Waren herum und bieten sie uns und anderen Passanten an. Der Duft einer gigantischen Auswahl an Gewürzen erfüllt die gesamte Szenerie.

Das Bummeln über den Basar macht uns hungrig, wir stärken uns in einer Gasse voller Essensstände. Ein Muss ist ein traditionelles Gericht namens Fesenjan: Fleischstücke in einer Soße aus Granatapfel, Walnüssen mit Safranreis.

Das Azadi-Denkmal (Freiheitsturm) ist ein Wahrzeichen des modernen Teherans. Es wurde 1971 zur Feier des 2500-jährigen Bestehens des persischen Reiches errichtet. Die Höhe des Turms beträgt 50 Meter. Die Fassade ist mit weißen Marmorblöcken verziert. Entworfen wurde er vom iranischen Architekten Hossein Amanat. Er ist Teil eines ganzen Kulturkomplexes, das unter anderem aus einem Museum und mehreren Springbrunnen im Außenbereich besteht. Ein Selfie? Hier ein Muss!

Und ein Gruppenfoto? Selbstverständlich auch!

Aus Chiva, Usbekistan, senden wir Grüße.

Mirka, Gerd, Sirius und Dima