Weiter durch Tadschikistan
Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,
Usbekistan liegt hinter uns, vor uns Berge, die den Himmel berühren und Gletscherseen in unglaublichen Farbnuancen, städtische Basare mit tausend Farben, Gerüchen und Geschmäckern, gastfreundliche Menschen – wir sind in Tadschikistan angekommen, einem armen, wunderschönen Land. Die Tadschiken sind ein Volk, das darum kämpft, aus der Versenkung aufzusteigen und wieder an den Glanz vergangener Zeiten anzuknüpfen – ein kultiviertes Volk, welches das Erbe schätzt, das Alexander von Mazedonien in ihrem Land hinterlassen hat. Trotz ihrer persischen Abstammung schreiben die Tadschiken ihr Persisch in kyrillischen Buchstaben.
Unser erster Halt ist Pandschakent, 20 Kilometer von der usbekischen Grenze entfernt. Wir werden von einer Statue des letzten Königs der Sogder begrüßt, deren Zentrum einst Pandschakent war. Die Stadt wurde im 8. Jahrhundert von den Arabern zerstört und war lange Zeit bedeutungslos.
Erst 1933 entdeckte ein Schafhirte in den nahe gelegenen Bergen einen Weidenkorb mit Dokumenten, die von Historikern des St. Petersburger Museums gelesen wurden. Die Ausgrabungen begannen 1946, heute ist das alte Pandschakent das vielleicht wichtigste historische Denkmal in ganz Tadschikistan.
Im Museum bestaunen wir die farbenfrohen Fresken aus der Zeit der Sogder: originale Holzsäulen, Schalen, Vasen, Urnen und Schmuck.
Besonders fasziniert sind wir von den ausgestellten Festtagskleidern und Haushaltsgegenständen. Mehr noch als die flächigen Darstellungen machen diese haptischen Gegenstände die Geschichte für uns geradezu greifbar.
Wir fahren weiter zum Iskanderkul, einem Moränensee im Hissargebirge. Die Natur scheint uns einen Vorgeschmack auf das zu geben, was uns hier erwartet.
Der Iskanderkul-See in der Region Sogdia in Tadschikistan ist einer der schönsten in Zentralasien.
Auf dem Campingplatz beim Restaurant Shomi Iskanderkul herrscht reger Betrieb. Der Strom scheint aus den Bäumen, das heißt aus Mutter Natur höchstpersönlich zu fließen.
Einmal mehr kommen wir alle zusammen und jeder bringt etwas Selbstgemachtes mit. Uns fehlt es an nichts, weder Kuchen noch Polenta, erst recht nicht an einer köstlichen Ratatouille.
Eine bescheidene Fleischbeilage braucht hier nicht zu fehlen. Sobald sie gegrillt ist, wir können mit dem Feiern beginnen.
Vor einer solchen Pracht ist niemand von uns gefeit. Wir könnten es hier tage-, wenn nicht wochenlang aushalten. Denn die Wolken über dem See, die Schatten, die sie auf die Berge werfen, lassen die gesamte Landschaft sich unablässig verändern.
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Geburtstagskinder dürfen alles, sie dürfen lachen, sich verkleiden und vor allem dürfen sie tanzen – in Taschikistan überhaupt kein Problem.
Unsere nächste Station ist die Hauptstadt. Duschanbe wurde im frühen 20. Jahrhundert auf den grünen Wiesen des Gissar-Tals gegründet. Bis dahin weideten hier Schafe, Ziegen und Esel, und im Grunde sonst nichts. Stalins politisches Projekt – die Hauptstadt im Zentrum eines künstlich geschaffenen Staates anzusiedeln – entwickelte sich allmählich zur bevölkerungsreichsten Stadt (800.000 Einwohner) mit der größten wirtschaftlichen und kulturellen Macht in Tadschikistan.
Die Rudaki-Allee ist das Zentrum der Metropole, sie trägt den Namen eines Dichters aus Pandschakent, einem nationalen Künstler und Helden (859-941). Ein angenehmer Spaziergang führt uns zum Rudaki-Park und seiner berühmtesten und meistfotografierten Statue am Tor. Der Park ist mit seinen vielen Bäumen, Blumenbeeten, Teichen und Springbrunnen eine angenehme Oase der Entspannung und bietet mitten im Zentrum von Duschanbe einen Blick auf die Skyline der Stadt und ihre wichtigsten Denkmäler.
Nicht weit entfertn steht ein 165 Meter hoher Fahnenmast mit einer Flagge, die an die Unabhängigkeit Tadschikistans erinnert. Dieser Fahnenmast hielt bis ins Jahr 2014 den Rekord für den höchsten Fahnenmast der Welt. Heute steht er nur noch an dritter Stelle, ist aber nach wie vor ein sehr wichtiges Symbol der nationalen Identität.
Das Unabhängigkeitsdenkmal in Duschanbe ist ein wichtiges Denkmal Tadschikistans. Es steht auf dem Platz der Roten Armee und ist der Wiedererlangung der Unabhängigkeit im Jahr 1991 gewidmet. Die imposante Skulptur mit dem Emblem Tadschikistans überragt das gesamte Viertel, beeindruckt schauen wir an ihr empor.
Diese monumentale Bronzestatue erinnert Ismail Somoni, der im 10. Jahrhundert als Emir das Reich der Samaniden in Zentralasien zu großer Macht geführt hat und in Tadschikistan als Nationalheld gilt. Die Statue steht auf dem Platz der Roten Armee und ist ein Wahrzeichen der Stadt. Nachts ist sie beleuchtet und schafft eine atemberaubende Atmosphäre.
Ulugh Beg beschrieb durch Beobachtung sogar die Länge des Jahres mit 365 Tagen, 5 Stunden, 49 Minuten und 15 Sekunden – gemäß heutiger Berechnungen irrte er sich nur um 25 Sekunden. Die Ruinen des Sextanten machen die Bedeutung des ganzen Ortes aus. Als der russische Archäologe Vyatkin sie 1908 entdeckte, war das eine Sensation.
Der Navruz-Palast ist ein wichtiges kulturelles Zentrum in Duschanbe. Der Bau des Komplexes begann 2009 und wurde im September 2014 abgeschlossen. Der „Kohi Navruz“-Komplex war als größtes Teehaus Zentralasiens geplant, wurde aber im Laufe der Bauarbeiten, wenn man so will, zu einem echten Museum des tadschikischen Nationalhandwerks.
Die gesamte Fläche des Komplexes, einschließlich der Brunnen, Sommerpavillons und Gärten, nimmt mehr als vier Hektar ein.
Im Innern des Navruz-Palasts trauen wir unseren Augen kaum: Wir lernen, dass die mit Holzschnitzereien an Wänden und Decken, Wanddekorationen, florentinischen Mosaiken in farbigen Spiegeln, Steinsäulen und Intarsienböden verzierten Säle von viertausend Handwerkern aus allen Teilen Tadschikistans geschaffen wurden.
Sprachlos lassen wir unsere Köpfe einmal mehr in den Nacken fallen: Die Höhe der größten Kuppel beträgt vierzig Meter.
Wir bekommen eine Ahnung davon, wie viele Fachkräfte benötigt werden für die Pflege und Instandhaltung eines solchen Komplexes. In Demut fahren wir fort mit unserer Tour.
Das Emirat Katar leistete einen erheblichen finanziellen Beitrag zum Bau der Moschee von Imam Abu Hanifa Al-Nu’man bin Thabit in Duschanbe. Die Bauarbeiten für das Gebäude begannen 2011, eröffnet wurde sie 2023. Die Moschee erstreckt sich über eine Fläche von 12 Hektar, wovon das Moscheegebäude 3 Hektar einnimmt.
Sie bietet Platz für 133.000 Gläubige, von denen sich 43.000 gleichzeitig im Inneren aufhalten können. 4 Minarette mit einer Höhe von 74 Metern, zwei kleine dekorative Minarette mit einer Höhe von 21 Metern, eine Kuppel mit einer Höhe von 43 Metern und 17 kleine Kuppel mit einer Höhe von 35 Metern – ein gigantisches Bauwerk der Superlative.
Im Inneren befinden sich zudem 6 geräumige Klassenräume, eine Empfangs- und Versammlungshalle, 2 Bibliotheken, 9 Studienräume, 3 Hotels und technische Räume. Der Innenhof ist 4.800 Quadratmeter groß und verfügt über einen Springbrunnen, der 8.000 Gläubige gleichzeitig fassen kann. Die Moschee verfügt über insgesamt 178 Türen, von denen 40 aus Walnussholz gefertigt sind. Uns bleibt, auf gut deutsch gesagt, kurzerhand die Spucke weg.
Aber genug von den schwindelerregenden Zahlen. Um all das zu sehen, ziehen wir unsere geliehenen Tschadors an und lauschen den Erklärungen des Führers. Wir sind hier Fremde, aber auch sehr willkommene Besucher.
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Ein einziges Wort: Aufbruchstimmung.
Wir wissen: Es erwarten uns noch andere Abenteuer, und wie immer ist der Weg das Ziel. Wohin uns unsere Reise als nächstes verschlägt, bleibt noch ein Geheimnis. Wie immer gilt: wer dranbleibt, der wird alles erfahren. Bis dahin,
Euer Team vor Ort, Mirka, Gerd, Lutfi und Dima.