Auf das Warten folgt die Weite

Liebe Mitreisende und Mitlesende Zuhause,

wir haben es geschafft – wir sind in Kasachstan! Mit dem Flugzeug sind wir in Aktau gelandet, auf unsere Fahrzeuge müssen wir aber noch einige Tage warten, vertreiben uns die Zeit aber erfolgreich mit Tagesausflügen. Dann können wir nach einiger Wartezeit unsere Wohnmobile in Empfang nehmen und alle haben die Überfahrt unversehrt überlebt. In Kasachstan müssen wir erst einmal wieder alles auffüllen, was für die Verschiffung geleert werden musste. Nachdem wir die wichtigsten Stellschrauben gedreht haben, heißt es nun für uns, dieses nicht er-fahrene Land zu erkunden.

Die Stadt Aktau ist eine junge Stadt. Der Grundstein wurde erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelegt, als in dem damals dünn besiedelten Gebiet Uran- und Ölvorkommen entdeckt wurden.

Aktau war ursprünglich als Lager für Ölarbeiter geplant, und ein bisschen so sieht es auch an manchen Stellen aus.

Andere wiederum sind schön gestaltet, wie zum Beispiel die Strand- promenade. Sie lädt nicht nur uns zum Rumschlendern ein, auch viele Kasachen machen hier Urlaub.

Knapp 30 Jahre lang hieß die Stadt nach dem ukrainischen Dichter Taras Shevchenko, der in dieser Gegend im Exil lebte und dem zu Ehren ein Denkmal in der Stadt errichtet wurde.

Ein abwechslungsreiches Programm lässt unsere Wartezeit in Aktau schnell vergehen. Mit Reisebussen fahren wir los, raus aus der Stadt. Zunächst geht es für uns auf schöne, breite Asphaltstraßen, bald darauf auf unbefestigten Pisten durch die sengend heiße Ebene.

Kein Baum spendet Schatten, die niedrigen Büsche und das vergilbte Gras sind die einzige Nahrung für die frei lebenden Schafe, Dromedare und Pferde hier.

Unsere Guides zeigen uns bizarre Landschaften mit eigentümlichen, fast kugelrunden Sandsteinbrocken, die aussehen als hätten Riesen mit Murmeln gespielt.

Zum Abschluss des Ausfluges fahren wir zum Baden an einen fast einsamen Sandstrand mit einer Handvoll malerischen Felsen im Kaspischen Meer.

Und natürlich auch wichtig: Essen, Essen und Essen – das kann man hier gut.

Und auch trinken geht hier natürlich – man kann sogar tschechisches und deutsches Bier kaufen!

So lange an einem Ort zu verweilen bietet uns auch die Möglichkeit ein bisschen mehr kasachische Alltagsluft zu schnuppern. So gehen wir einkaufen im Supermarkt…

…oder spazieren durch die Stadt. Dabei bestaunen wir immer wieder interessante Elemente der modernen Volksarchitektur. Das einzige, was uns hier zu schaffen macht, ist die Hitze.

Der Wechsel zwischen 42°C Außentemperatur und den eisigen Hotelklimaanlagen werden doch so langsam anstrengend.

Mit Spannung beobachten wir auf diversen Apps die Fahrt des Frachtschiffs, beladen mit Zement und unseren Fahrzeugen.

Nach zehn Tagen und den fast übernatürlichen Fähigkeiten unserer Guides bekommen wir die Lenkräder (samt unserer Womos) wieder in die Hände!

Die Autos sind nur etwas verstaubt, aber in gutem Zustand, keine Kratzer, und sogar der Inhalt einiger Kühlschränke ist noch da: Gerds Speck hat die Reise überlebt, also ist heute ein glücklicher Tag für alle!

Wir fühlen uns wieder komplett und so lassen wir Aktau und unser kasachisches Stadtleben hinter uns. Endlich geht es raus in die Natur…also, in die Wüste.

Wir sehen nur die trockene Steppe, dazwischen mal Stromkabel oder Förderpumpen.

Gelegentlich grasen Pferde und Kamele in den Steppen. Sie zeigen uns klipp und klar, wer hier draußen das Sagen hat – aber keine Angst, nichts passiert!

Mit Urochishche Boszhira („verblasstes Tal“ oder „graues Land“) erreichen wir unser erstes Ziel im weiten Nichts. Das Gebiet gehört zum westlichen Teils des Ustyurt-Plateaus in der Region Mangyshlak.

Seine unvergleichlichen Formationen sind die Überreste des Ozeans, aus dem das Kaspische Meer entstanden ist.

Die Natur hat ihrer Phantasie hier wirklich freien Lauf gelassen….diese kosmisch anmutende Landschaft versetzt uns alle in Staunen.

Und auch das Wetter scheint während unseres Aufenthaltes ziemlich ausgelassen. Wir waren auf die trockene Wüste und 50°C Hitze vorbereitet. Es ist jedoch angenehm kühl – dafür regnet und donnert es aber die ganze Nacht.

Am Morgen hat sich die Oberfläche in klebrigen Schlamm verwandelt. So müssen wir einige Stunden ausharren, bis die Fläche getrocknet ist und wir wieder fahren können. Wenn wir keine festgefahrenen Autos abschleppen, waten wir durch eine tückische Lehmebene. Endlich kann es weitergehen, und das muss es auch, denn es kommt noch mehr Regen.

Autos und Besatzung werden nach und nach immer schlammiger. Wir versuchen, neue Wege zu finden, um wieder festeren Boden unter den Rädern zu kriegen.

Das klappt nicht immer, also fahren wir vorsichtig mit einer geschätzten Durchschnittgeschwindigkeit von – 0,5 km/h (also 1 km vorwärts und 1,5 km zurück).

Unsere Guides suchen nach einem besseren Weg und sind nach einem Kilometer im Schlamm stecken geblieben. Auch das zweite Iveco bleibt beim Versuch zu helfen stecken. Die nächste Zivilisation mit Telefonsignal liegt übrigens etwa 30 km entfernt…wir merken, wir brauchen Hilfe.

Also fährt eines der leichteren Autos von uns mit einem Guide los, um Verstärkung zu suchen. Am nächsten Mittag kommen dann sechs kräftige Jungs mit einem Feuerwehrauto an, die uns tatsächlich tatkräftig nach nur einer Stunde aus dem Schlamm befreit haben!

Endlich fahren wir weiter und machen uns an unserem nächsten Stopp, der Stadt Zhangaözen,  daran unsere Autos vom Schlamm zu befreien.

Wie sich herausstellt, ist das gar nicht so einfach:  Bei der 1. Autowäsche werden wir abgewiesen, weil unsere Autos zu schmutzig sind.

Aber wir wollen keine Städte mehr, wir wollen raus ins Nichts. Und als es nicht mehr regnet, machen wir uns erneut auf den Weg in die Wüste.

Hier genießen wir eine tolle und ruhige Nacht fernab der Zivilisation. Da ist sie endlich: die Stille der kasachischen Steppe!

Wir freuen uns, wie jede Woche, über euer Interesse an unseren Abenteuern. Auch der nächste Bericht wird von unseren weiteren Erlebnissen in Kasachstan berichten, die wir gemeinsam mit unserem kasachischen Guide Niko erleben werden.

Euer Abenteuer-Touren Allrad Team Niko, Gerd und Mirka